Aprath Bayer AG: „Ein klares Bekenntnis zum Standort“
Wuppertal · Das neungeschossige Laborgebäude im Bayer-Forschungszentrum ist im Rohbau fertig. Es bringt zwar keine neuen Arbeitsplätze nach Aprath, soll aber trotzdem Signalwirkung für die Aktivitäten in Wuppertal haben.
Wirkung hat der vom Aprather Weg aus kaum auszumachende Neubau am Hang im hinteren Bereich des Forschungszentrums schon wegen seiner Ausmaße: Bis zu 39 Meter hoch und 137 Meter lang bietet er Nutzfläche in der Größe von mehr als fünf Fußballfeldern. 350 Beschäftige sollen hier in der präklinischen Forschung an neuen Medikamenten vor allem gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen arbeiten. Bisher sind diese Teams auf vier verschiedene Gebäude verteilt, die teils noch aus den 60er Jahren stammen, Ende 2020 ziehen sie unter ein gemeinsames Dach mit modernster Technik. Das sorgt für kürzere Wege und bessere Kommunikation.
Eigentlich sollten die 250 neuen Labore schon ein Jahr vorher fertig sein, aber der Bayer-Konzern kämpfte mit den gleichen Problemen, vor denen aktuell alle Bauherren stehen: Durch die Bau-Hochkonjunktur und Materialknappheit verzögerte sich das Vorhaben. „Zwischenzeitlich gab es nicht einmal mehr Sand, den wir für den Estrich brauchten“, erinnert sich Projektleiterin Susanne Müller zurück.
Die Investition – Bayer bezifferte die Kosten beim ersten Spatenstich vor zwei Jahren auf einen dreistelligen Millionenbetrag – lässt in schwierigen Zeiten für den Konzern natürlich aufhorchen. „Der Standort lebt. Das ist ein klares Bekenntnis zu Wuppertal“, betont Jörg Müller, Leiter der globalen Pharmaforschung und -entwicklung, ausdrücklich. Wobei das weltgrößte Forschungsgebäude der Bayer-Pharmasparte auch dazu dient, die künftig anders ausgerichtete Strategie des Konzerns umsetzen zu können: Die sieht vor, künftig stärker in Kooperationen mit anderen Pharma-Unternehmen zu forschen. Deshalb werden in den neuen Laboren auf Aprath zahlreiche Gastwissenschaftler sitzen, während das eigene Personal reduziert wird. Betriebsbedingte Kündigungen hat man dabei aber bis 2025 ausgeschlossen.
Neue Forschungs-Erfolge kann Bayer brauchen, nachdem speziell Wuppertal mit dem Aus für die soeben neu aufgebaute Produktion des Blutgerinnungs-Wirkstoffs „Faktor 8“ hart getroffen wurde. Das dafür mit einem Aufwand von rund 500 Millionen Euro errichtete Gebäude im Werk Elberfeld wird derzeit instand gehalten. „Wenn neue Projekte anstehen, werden wir prüfen, ob es günstiger ist, dafür neu zu bauen oder das Objekt zu nutzen“, so Standortleiter Holger Weintritt.
In der Produkt-Pipeline stecken aktuell immerhin einige aussichtsreiche Produkte. Laut Jörg Möller befinden sich ein Mittel zur Behandlung diabetischer Nierenerkrankungen und eine Substanz zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz in der späten Entwicklungsphase. Beide hätten das Potenzial, an die Grenze dessen zu stoßen, was umsatztechnisch in der Pharma-Branche als „Blockbuster“ gilt.