Neuer „Striekspöen“-Song Ode an den Wuppertaler Kaiserwagen

Wuppertal · Wuppertals Kaiserwagen ist genauso einzigartig wie die „Striekspöen“. Jetzt haben beide zusammengefunden: Die Mundart-Band hat dem „Aulen Kaiserwagen“ ihren neuesten Song gewidmet.

Die „Striekspöen“ in ihrer aktuellen Besetzung mit (v.li.) Sigi Kepper, Ottmar (Otti) Ay, Peter Holtei, Kurt (Atti) Reinartz, Kai Acker und dem Kopf der Band und einzigem verbliebenen „Ur-Streichholz“, Paul Decker.

Foto: Striekspöen

Ein kleines Trostpflaster dafür, dass das Prunkstück derzeit bekanntlich gar nicht fährt: Die Monteure der Wuppertaler Stadtwerke haben den Kaiserwagen in Einzelteile zerlegt. Sehr aufwändig wird das Relikt, das die epochale Konstruktionskunst der Jahrhundertwende dokumentiert, in der Vohwinkeler Schwebebahn-Werkstatt aufgearbeitet und für das neue Betriebssystem umgebaut. Wie bei einem Oldtimer ist auch für den im Jahr 1900 gebauten Wagen Nummer 5 die Ersatzteilbeschaffung nicht einfach. Jedes Teil muss individuell nachgebaut werden. Die Kosten haben die WSW mit einer Millionen Euro veranschlagt.

Paul Decker, Frontmann und Songwriter der „Striekspöen“, hat dieser Nummer 5, mit der Kaiser Wilhelm II. und Gattin Auguste Viktoria am 29. Oktober 1900 von Elberfeld nach Vohwinkel schwebten, jetzt ein musikalisches Denkmal gesetzt. Es trägt den Titel „De Aule Kaiserwagen“, bewegt sich irgendwo zwischen Country und Neil Young und hat wie eigentlich fast jedes „Striekspöen“-Stück echtes Mitsing-Potenzial. Die Band beschreibt darin auch die Fahrt des Kaiserpaars samt Anhang und hat die bekannte Anekdote eingebaut, laut der Wilhelm am Haspel zu Auguste sagte: „Setz den Hut auf, wir kommen in die Stadt.“ Dass das eigentlich während der Kutschfahrt von Barmen nach Elberfeld passiert ist – was soll‘s? Die Animositäten zwischen den Stadtteilen sind schließlich definitiv Bestandteil der Wuppertaler Geschichte ...

Und auch deren dunkle Seite hat Paul Decker im Blick, wenn er an die „braune Prominenz“ erinnert, die gerne über Wupper und die westlichen Stadtteile Sonnborn und Vohwinkel schwebte. Der Kaiserwagen konnte sich dagegen nicht wehren, aber: „Hätt he gewusst, watt die Drietsäck us bescheren, hätt he se domola in de Wupper schon ertränkt!“ Natürlich besingt die Kultband auch die Highlights des Kaiserwagens: Hochzeiten, runde Geburtstage, Frühschoppen über der Wupper und dem nicht mehr wilden Wuppertaler Westen. Das alles wird wahrscheinlich ab Sommer 2022 wieder möglich sein.

Die Schwebebahn wurde 23 Jahre vor der Gründung der Stadt Wuppertal nach den Plänen des Kölner Architekten Eugen Langen gebaut. Gemessen am Kölner Dom wurde das Wuppertaler Kulturerbe aber längst nicht so oft besungen. Die „Striekspöen“ haben die Bilanz jetzt etwas aufgebessert.