Webvideokultur-Preis Louis Proll: Eine Wuppertaler Stimme im TV
Wuppertal · Zugegeben. Manche beruflichen Telefonate möchte man schnell über die Bühne bringen. Aber Louis Proll könnte gerne noch ein bisschen weiterreden. Kein Wunder, denn der 25-jährige Wuppertaler hat den schönen Klang seiner Stimme zum Beruf gemacht. Jetzt ist er als Sprecher seines selbst geschriebenen Hörspiels sogar für einen Webvideokultur-Preis nominiert.
Kenne ich ihn? Irgendwie scheint dieser einnehmende und dabei gar nicht aufdringliche Klang bekannt. Ja, vielleicht kenne ich sie sogar. Denn Louis Proll hat seine Stimme schon vielen geliehen. Einem Kaugummihersteller für einen TV-Spot, einem Pharmakonzern für die Bewerbung eines Schmerzmittels. Oder auch einem DDR-Polizisten sowie einem US-Soldaten für das gehypte Computerspiel „Call of Duty“.
Der 25-Jährige, der am Bayreuther Gymnasium Abitur machte und danach einige Studiengänge ausprobierte, arbeitet seit 2012 hauptberuflich als Sprecher. „Übers Netz bin ich nun auf den Webvideokultur-Preis ,Youlius Award’ gestoßen. Und habe mich wahnsinnig gefreut, dass ich nominiert bin.“ Im Januar wird eine Jury auf einer Online-Gala bekannt geben, ob der Branchenpreis nach Wuppertal geht. Die Chance, auf dem Treppchen zu stehen, ist für Louis Proll eine großartige Bestätigung. „Ich habe so viele Kurse besucht, alles, was es so zu dem Thema eben gibt“, erzählt er. „Jetzt vielleicht einen Preis zu bekommen, das ist schon eine tolle Sache.“
Und Anlass, ein bisschen in die Zukunft zu schauen. Wie weit könnte die Karriere eines Sprechers reichen? Bis nach Hollywood, zumindest in eine Produktion aus der Stadt der Träume. „Das wäre schon cool, bei einem großen Film synchron sprechen zu dürfen.“
Ob das mal klappen wird? Wer weiß, aber so ein bisschen Traum hat sich Louis Proll schon jetzt erfüllt. Denn neben den Aufträgen für Kunden realisiert er sein eigenes Herzensprojekt, das übrigens auch für die Award-Nominierung ausschlaggebend ist. Er schreibt und spricht sein eigenes Online-Hörspiel – und das für die Ohren einer beachtlichen Fangemeinde von 5.000 Stammhörern. In „Das Kontinuum“ reist der gottähnliche Quintals als unsterbliches Wesen durch das Multiversum und legt sich mit der Endlosigkeit an. Vielleicht entsteht daraus sogar mal ein Buch, verrät Louis Proll.
Bevor er zurück an den Schreibtisch kehrt, verrät er den Rundschau-Leserinnen und -Lesern noch seine ultimativen Vorlesetipps für die Weihnachtszeit. „Ruhig und langsam sprechen und auf einen natürlichen Fluss achten“, erklärt der Experte. „Man braucht die Stimme nicht extrem verstellen, um in eine Figur zu schlüpfen. Wer es schafft, einer Rolle ein Gefühl zu verleihen, der erweckt sie viel eher zum Leben.“