Kindertrauergruppen im Kinderhospiz Burgholz Die Kleinsten trauern in Wellen
Wuppertal · Um Kindern einen Raum zu geben, ihre Trauer um ein verstorbenes Geschwisterkind auszudrücken und zu verarbeiten, richtet das Kinderhospiz Burgholz ab Januar Trauergruppen für die Kleinsten aus.
Bereits in einem Alter von vier Jahren haben Kinder eine Wahrnehmung von Tod. Sie sehen, dass Menschen um sie herum gehen – sie selbst aber bleiben. „Aber sie verstehen die Endgültigkeit dahinter nicht“, erklärt Kerstin Wülfing, Leiterin des Kinder- und Jugendhospizes Burgholz.
Eltern stehen einem trauernden Geschwisterkind oft ratlos gegenüber. Sie verstehen die Art und Weise nicht, wie ihr Kind seinen Bruder oder seine Schwester vermisst. Zusätzlich sind sie mit ihrem eigenen Verlust beschäftigt.
Um Kindern zwischen vier und sieben Jahren einen Raum für ihre Trauer zu geben, Gleichgesinnte zu treffen und sich auszutauschen, bietet das Kinderhospiz mit Unterstützung der Gert und Susanna Mayer-Stiftung ab Januar 2020 Trauergruppen für Kinder an. „Wir erleben es oft, dass die Kommunikation in den Familien nach dem Verlust eines Geschwisterkindes schwierig ist“, berichtet Kerstin Wülfing von ihren Erfahrungen.
Kinder trauern in Wellen. Im einen Moment sind sie glücklich, lachen laut und toben. Mit der nächsten Welle kommt das Unglück, sie werden still, wirken bedrückt. „In den Gruppen“, erläutert Vera Wilkesmann, „arbeiten wir den Verlust auf: Wen habe ich verloren? Wie rede ich mit meinen Eltern darüber? Wie fordere ich meine Bedürfnisse ein?“
Vera Wilkesmann ist Trauerbegleiterin im Familienteam des Kinderhospizes. Zusammen mit einer Kollegin wird sie die Trauergruppe leiten. Die Zielgruppe ist bewusst gewählt. Ab dem siebten Lebensjahr verändert sich das Verständnis von Tod und Sterben. „Aber auch Eltern mit älteren Kindern finden bei uns Rat“, sagt Kerstin Wülfing. Unabhängig davon, ob die Familie Gast im Kinderhospiz Burgholz war oder nicht. Auch ob die Kinder in der Trauergruppe ihren Bruder oder ihre Schwester erst vor kurzem verloren haben, oder ob der Verlust bereits ein Jahr her ist, spielt für die Teilnahme keine Rolle. Acht bis zehn Kinder werden in der Gruppe über zehn Wochen lang begleitet. Die Treffen finden wöchentlich statt. Auf dem Programm stehen Spiele, Musik, Gespräche und der Austausch von Erinnerungen und Erfahrungen, die im Kindergarten oder im Elternhaus möglicherweise nicht auf Verständnis stoßen würden. „In den Gruppen dürfen die Kinder so sein, wie sie sind und alles sagen, was sie denken“, erklärt die Trauerbegleiterin.
Für die seit 2016 existierende Gert und Susanna Mayer-Stiftung ist es die erste Zusammenarbeit mit dem Wuppertaler Kinder-und Jugendhospiz. Der Schwerpunkt der Stiftung liegt auf der Förderung von krebskranken Kindern. „Aber auch darauf, sogenannten Schattenkindern, also Geschwisterkindern, die mit einem Verlust umzugehen haben, eine Plattform zu geben“, erklärt Stefanie Vogel aus der Geschäftsstelle der Stiftung.