Ein Jahr nach der Katastrophe Hochwasserschutz: Lindh sieht Politik in der Pflicht
Wuppertal · Anlässlich des ersten Jahrestags der Flutkatastrophe, die in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 auch Wuppertal schwer getroffen hat, gedenkt der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh der Opfer. Er erinnert an die weiterhin laufenden Wiederaufbaumaßnahmen und die Pflicht der Politik, die Aufarbeitung und Vorsorge vor künftigen Unwetterereignissen mit aller Konsequenz fortzuführen.
„186 Menschen haben durch die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 ihr Leben verloren. Das Ausmaß der Flut und das Leid, dass sie über die betroffenen Gebiete gebracht hat, sind entsetzlich. Die Bilder aus den überschwemmten und zerstörten Gebieten kann niemand vergessen. Wir gedenken in dieser Woche in den betroffenen Gebieten den Toten und stehen an der Seite der Opfer der Flutkatastrophe, die durch die Flut ihre Existenz verloren haben. In Wuppertal sind es vor allem die schrecklichen Bilder aus Beyenburg und der Kohlfurth als besonders betroffene Stadtteile, die uns immer noch vor Augen sind“, so Lindh.
Überwältigend sei auch ein Jahr nach der Katastrophe der Einsatz der unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die den Betroffenen der Flut in den Wochen und Monaten in ihrer existenziellen Not geholfen hätten: „Wuppertal stand und steht fest an der Seite all derer, die in diesen Fluten fast alles verloren haben. Vorbildlich etwa waren das Engagement von Bruder Dirk, des viel zu früh verstorbenen Soldaten Arne Aust, der Beyenburgerinnen und Beyenburgern, der Menschen in der Kohlfurth, des DLRG, THW und so vieler mehr im Zivil- und Katastrophenschutz. Ihnen allen sind wir zu großem Dank verpflichtet. Alle zu nennen, wäre schier unmöglich.“ (Bilder:)
Lindh: „Die Solidarität der Menschen war zutiefst berührend. Die Bewältigung der Flutfolgen war eine Sternstunde ehrenamtlichen Engagements. Diesen Einsatz zu würdigen, ohne den der Staat ohnmächtig gewesen wäre, und die Rahmenbedingungen für solch zivilgesellschaftliches Engagement strukturell zu verbessern, muss eine politische Schlussfolgerung der Flutkatastrophe sein.“
Politik stehe in der Pflicht, „aus den Fehlern, die im Katastrophen- und Hochwasserschutz in dieser Nacht zweifellos gemacht wurden und die auf Versäumnissen der letzten Jahrzehnte basierten“, die richtigen Schlüsse zu ziehen: „Der Zivil- und Katastrophenschutz muss für künftige Starkregenereignisse gerüstet sein. Alle Strukturen und Kapazitäten mussten im vergangenen Jahr auf den Prüfstand. Erste Ergebnisse, wie die bessere Ausstattung des Bundesamts für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK), die Sanierung der Warninfrastruktur, die Überarbeitung der Starkregen- und Hochwasserwarnsysteme, die Einführung des Cell-Broadcastings und die Bereitstellung der Versorgungseinheiten ,Labor.5000‘ in jedem Bundesland sind wichtige Schritte zu einer umfassenden Neuaufstellung des Bevölkerungsschutzes, die Bundesministerin Nancy Faeser zu ihrer Aufgabe gemacht hat.“
Dieser Aufarbeitungsprozess könne nicht nach einem Jahr abgeschlossen sein und müsse deshalb „mit aller Entschiedenheit“ fortgesetzt werden, so Lindh: „Alle Prognosen zeigen, dass dies nicht das letzte Starkregenereignis gewesen sein wird. Deshalb müssen wir zwingend besser vorbereitet sein und insbesondere die Erfahrungen der Katastrophenschützerinnen und -schützer und der zivilgesellschaftlichen Helferinnen und Helfer in den Aufbau eines umfassenden Schutzsystems einbeziehen.“