Suzanne Vega in der Stadthalle Geburtstagsständchen und Besinnliches
Wuppertal · Suzanne Vega guckt sich um und staunt: "What a beautiful room you have here. This room ist like a rich dessert to my songs." Gemeint ist die Historische Stadthalle in Wuppertal, die leider nur halb gefüllt ist.
Die US-Songrwriterin sieht professionell darüber hinweg und startet einen 100-Minuten-Auftritt mit alten Hits, aktuellen Songs und Stücke ihres im Oktober erscheinenden neuen Albums, das sich um Schriftstellerin Carson McCullers dreht.
Vor dem Star singt aber erstmal das Publikum. Und zwar "Happy Birthday", denn Suzanne Vega feiert auf der Bühne ihren 57. Geburtstag. Später wird es dafür auch noch eine Torte mit möglicherweise feuerpolizeilich gar nicht gestatteten echten brennenden Kerzen geben. Sie nimmt das Ganze gerüht-gelassen und sieht - zumindest aus Reihe 15 - auch gar nicht aus wie 57. Eher so rotblond, schlank und ein bisschen ätherisch, als wäre die New Yorkerin gerade aus "Sex and the City" entsprungen. Ihr musikalischer Anspruch geht aber deutlich tiefer als der der hysterischen TV-Erfolgsserie. Das macht das Konzert nach dem noch von Tonproblemen getrübten Opener dann zu etwas ziemlich besonderem: Bei ihren ruhigen, überwiegend schwerlastigen Songs fliegt natürlich die Stadthallendecke nicht weg und springt keiner vom Stuhl auf, dafür lauscht das verständige Publikum geradezu andächtig Vegas' immer noch ganz und gar wunderbarer Stimme.
Die ist am stärksten, wenn sie nicht gegen ihren Begleiter, den Gitarristen Gerry Leonard, ansingen muss. Der sehr in sich gekehrte Ire hat auf der Bühne viel zu schalten und walten, gelegentlich wummern ein paar unpassende Computerbässe in die Songs, die das Auditorium beinahe verschrecken. Zu zauberhaft wehen die stillen Stücke aus 30 Karrierejahren in der großen Halle, um sie mit Beiwerk zu stören. Sowas wird ja in der modernen Musikindustrie gar nicht mehr gebaut...
Mit dem Nummer-eins-Hit "Tom's Diner" von Suzanne Vegas großartigem 87er-Album "Solitude Standing" zu kleiner Stadthalle-Kronleuchter-Lightshow endet der reguläre Set, da wird dann sogar mal mitgeklatscht. Auf drei Extra-Songs folgt noch eine ungeplante Zugabe, als das Saallicht schon anzugehen droht - dann gehen beseelte Fans nach Hause. Ein Abend, der irgendwie war wie das drollige Paar am Rand der Stuhlreihen, das im Schutz des Stadthallenbalkons das halbe Konzert lang Ausdruckstänzchen mit kleinen Pirouetten hinlegte: Oldschool und ein bisschen wehmütig, aber auch sehr schön.