"Willkommen in Wuppertal" am Freitag auf dem Laurentiusplatz Fest und Appell für humanitären Umgang

Wuppertal · Auf dem Laurentiusplatz beginnt am Freitag (2. Oktober 2015) um 17 Uhr ein Fest mit und für Flüchtlinge unter dem Motto "Willkommen in Wuppertal". Die Organisation haben Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Gewerkschaften und Parteien übernommen.

Auch auf Küllenhahn wurden die ankommenden Flüchtlinge herzlich begrüßt.

Foto: Claudia Otte

Sie wollen ein Zeichen setzen "für einen humanen und respektvollen Umgang mit den Flüchtlingen, die zu uns kommen" und fordern "Verbesserungen im Asylrecht, legale Zuwanderung für Arbeitssuchende und eine deutlich schnellere Integration." Man wolle "aber nicht über Geflüchtete sprechen, sondern mit ihnen", so die Organisatoren.

Geplant sind Musik und Redebeiträge vor allem von Menschen, die vor langer oder kurzer Zeit ihre Heimat verlassen mussten und in Wuppertal eine neue gefunden haben oder finden werden: Musik von Belakongo und Buddy, afrikanische Trommeln, palästinensischer Tanz und syrische Lieder sowie Gedichte. Beiträge aus dem Flüchtlingsprojekt des Opernchors werden ebenso dargeboten wie Lebensgeschichten von Geflüchteten, die heute erfolgreich in ihrem Beruf stehen.

Durch die Veranstaltung führen Dr. Iman Sleiman und Guido Grüning. Der Integrationsbeigeordnete Stefan Kühn und Wolfgang Kaiser von der Vohwinkler Flüchtlingsinitiative berichten über die aktuelle Wuppertaler Situation.

Aufruf der beteiligten Organisationen:

"Unsere Stadt und wir stehen für einen humanen und respektvollen Umgang mit den Flüchtlingen, die zu uns kommen.

Auch in unserer Stadt steigt die Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge stark an. Für uns alle bedeutet dies eine enorme Herausforderung. Wohnraum muss organisiert und Versorgung gesichert, Hilfestellung in vielen Dingen des Alltags gewährt, Schul-Bildung ermöglicht und Solidarität gelebt werden.

Die Bereitschaft hierzu ist groß. Wir begreifen die Situation auch als Chance, mit den ankommenden Menschen die Zukunft unserer Stadt gemeinsam zu entwickeln. Dies wird uns allen Einsatz und Leidenschaft abverlangen. Wir sind dazu bereit. Willkommen in unserer Stadt.

Wir müssen aber dringend die Rahmenbedingungen für Zuwanderung ändern. Nahezu täglich werden wir mit den Bildern von Flüchtlingsdramen auf dem Mittelmeer konfrontiert. Männer, Frauen und Kinder versuchen in völlig überfüllten Booten in Kenntnis der Gefahren über den Seeweg nach Europa zu gelangen, weil ihnen sichere "Brücken" verwehrt werden. Sie fliehen vor Krieg, Hunger, Vertreibung, Diskriminierung und Armut in ihrer Heimat.

Jedes Flüchtlingsboot, jeder Flüchtlingstreck ist ein Zeichen auch gescheiterter europäischer Politik; jedes gekenterte Boot und die vielen Tausend ertrunkenen Frauen, Männer, Kinder und Säuglinge sind ein Zeichen der Aushöhlung, ja der Zerstörung unserer humanistischen wie religiösen Werte.

Wir wollen nicht länger hinnehmen, dass unsere wohlhabende, aufgeklärte Gesellschaft, die die Menschenrechte und die Forderung nach Gleichheit und Brüderlichkeit zur Grundlage ihre Verfassung gemacht hat, ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht wird und erwarten deshalb eine Politik,

• die die Menschlichkeit, die Solidarität, die Achtung der Menschenwürde ohne Wenn und Aber zur Grundlage hat und so Leitbild für Länder und Kommunen wird;

• die den besonders schutzbedürftigen Kindern und Frauen bedingungslos ihren Schutz und ihre Hilfe gewährt;

• eine diffamierende und diskriminierende Selektierung in Flüchtlingsgruppen vermeidet und

• jeden Menschen mit seinen besonderen Fähigkeiten und seiner besonderen Bedürftigkeit so annimmt und unterstützt, dass er an der Gesellschaft seiner neuen Heimat gleichberechtigt teilhaben kann;

• die Grenzen und Sperren abbaut und sichere, verlässliche und überschaubare Wege schafft;

• die legale Zuwanderungs- und Asylmöglichkeiten schafft, um die Ausbeutung der Not der Flüchtlinge zu beenden;

• die die Ursachen für Krieg, Hunger, Vertreibung und Elend in den Fluchtstaaten bekämpft.

Wir sind nicht naiv. Wir wissen, dass das in Konsequenz mehr Anstrengung für uns alle bedeutet.

Wir wissen, dass eine abstrakte Flüchtlingspolitik in den Städten und Gemeinden konkret wird und hier in wirkliches Handeln münden muss. Zuwanderung macht gerade ein Prozent Bevölkerungswachstum aus. Das kann unsere Wohlstandsgesellschaft nicht an den Rand der Handlungsunfähigkeit bringen.

Wir stehen für eine aktive Einwanderungspolitik, weil wir die Erfahrung gemacht haben und täglich machen, dass eingewanderte Familien das Leben in unserer Stadt bereichern.

Lassen Sie uns gemeinsam hierfür aufstehen, heute in Wuppertal und hoffentlich bald in vielen anderen Städten im Land.

Stellen wir uns denen entgegen, die die Not der Flüchtlinge nutzen, um Hass zwischen den Menschen zu säen und ihr nationalistisches und rassistisches Geschäft treiben wollen.

AWO, Caritas, Paritätischer Wohlfahrtsverband, DRK, Diakonie Wuppertal, Jüdischer Wohlfahrtsverband, Evangelischer Kirchenkreis, Evangelische Allianz, Alevitische Gemeinde, Verein des Islam und Frieden e.V., DGB, Ver.di, GEW, IG Metall, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, Palästinensischer Freundschaftsverein."