Erzwungener Besitzerwechsel
Wuppertal · Um die "Arisierung" der Leonhard Tietz AG und die Umbenennung in "Westdeutsche Kaufhof AG" geht es am Dienstag (29. September 2015) in einem Vortrag von Michael Okroy. Er beginnt um 19 Uhr in der Galeria Kaufhof (Neumarktstraße, Besprechungsraum 2. Obergeschoss).
Der Eintritt kostet drei Euro. Veranstalter ist die Begegnungsstätte Alte Synagoge.
Tietz/Kaufhof gibt es seit über 125 Jahren in Wuppertal. Von Elberfeld aus expandierte das 1879 von dem jüdischen Kaufmann Leonhard Tietz gegründete Warenhausunternehmen zum führenden Vertreter seiner Branche in Deutschland. Das Geschäftsprinzip von Tietz war ein Riesenerfolg, revolutionierte den Einzelhandel und veränderte das Konsumverhalten von Millionen Menschen. Warenhäuser waren zwar bei den Kunden beliebt, seit den 1920er Jahren aber auch eine bevorzugte Zielscheibe feindseliger Attacken von Nationalsozialisten und antisemitisch eingestellten Mittelständlern.
Mit dem Machtantritt Hitlers 1933 verschärfte sich die Situation dramatisch. Das bekamen besonders die Warenhäuser der Leonhard Tietz AG zu spüren, die auch in Wuppertal mehrfach boykottiert wurden. Unter Druck traten schon im Frühjahr zahlreiche jüdische Mitglieder aus dem Vorstand, dem Aufsichts- und dem Betriebsrat zurück. Im Juli 1933 beschlossen die neuen Hauptaktionäre, die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Dresdner Bank, auf einer Generalversammlung die Umbenennung in "Westdeutsche Kaufhof AG”. Zwischen April 1933 und April 1934 wurden rund 1000 jüdische Angestellte entlassen.
Wegen des begrenzten Platzes ist eine Anmeldung empfehlenswert: Tel. 0202/563-2843.