Interview mit Sabine Fischer („Extinction Rebellion“) „Gewaltfreier ziviler Ungehorsam funktioniert“

Die Wuppertaler Gruppe der weltweiten Bewegung „Extinction Rebellion“ leistet nach eigener Aussage „zivilen Widerstand gegen den drohenden ökologischen Kollaps und die Untätigkeit in der Politik“. Rundschau-Redakteurin Hannah Florian sprach mit Sabine Fischer aus dem Presse-Team der Wuppertaler Ortsgruppe über ihre Ziele und die Methoden, diese zu erreichen.

Die Gruppe organisierte unter anderem ein „Die-In“vor den City-Arkaden.

Foto: Extinction Rebellion

Rundschau: Frau Fischer, sind „Extinction Rebellion“ die erwachsenen „Fridays for Future“?

Fischer: Wir solidarisieren uns mit „Fridays for Future“ und finden sie sehr erwachsen, weil sie sich verantwortungsbewusst und vernünftig gegen die Klimakrise einsetzen.

Rundschau: Sie sprechen davon, Ihre Ziele mit zivilem Ungehorsam erreichen zu wollen. Was verstehen Sie darunter?

Fischer: Wichtig ist zu sagen, dass wir friedlich handeln und strikt gewaltfrei. Wir wollen auch Familien, Kinder und alte Menschen in unsere Aktivitäten einbinden. Ziviler Ungehorsam bedeutet, dass wir Aktionen durchführen wie die Blockade von Straßen und Brücken.

Rundschau: Sind das denn Aktionen, bei denen man sein Kind dabei haben möchte?

Fischer: Es gibt bei uns verschiedene Bereiche, in denen man sich engagieren kann, zum Beispiel Banner basteln oder bei einem angemeldeten Demonstrationszug mitlaufen. Auch ein Die-In ist eine legale Aktion für die ganze Familie. Dabei legen sich Aktivisten wie tot auf den Boden, um deutlich zu machen, dass wir vor einer tödlichen Bedrohung stehen.

Sabine Fischer gehört zur Wuppertaler Ortsgruppe der „Extinction Rebellion“-Bewegung.

Foto: Extinction Rebellion

Rundschau: Sind Sie der Meinung, dass Sie nur durch zivilen Ungehorsam etwas ändern können?

Fischer: Ja, genau. Wissenschaftler in Großbritannien haben festgestellt, dass Demonstrationen und das Unterschreiben von Petitionen weitestgehend wirkungslos sind. Gewaltfreier ziviler Ungehorsam funktioniert.

Rundschau: Damit, dass er gewaltfrei ist, rechtfertigen Sie zivilen Ungehorsam?

Fischer: Im Angesicht der existenziellen Bedrohung durch die Klimakrise sehen wir keine Alternative. Wir setzen uns zur Wehr gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen.

Rundschau: Würden Sie daher sagen, Sie sind radikaler als „Fridays for Future“?

Fischer: „Extinction Rebellion“ hat sich unabhängig von „Fridays for Future“ entwickelt, aus der Erfahrung heraus, dass 30 Jahre Klimaaktivismus keinen Erfolg hatten. Angesichts der Dringlichkeit möchten wir unsere Forderungen daher durch Aktionen bekräftigen, die aufrütteln.

Rundschau: Kurz und knapp, was ist die Zielsetzung von „Extinction Rebellion“?

Fischer: Wir fordern, dass Medien, die Regierung und weitere Institutionen offenlegen, wie es um die Klimakrise bestellt ist und wir fordern das Erreichen der Netto-0-Emmission der Treibhausgase im Jahr 2025. Das ist vom technischen Stand zu erreichen, sofern der gesellschaftliche und politische Wille da ist. Auf Bürgerversammlungen werden wir die Wege dorthin erarbeiten.

Rundschau: Wie lässt sich der englische Begriff „Extinction Rebellion“ im Deutschen übersetzen?

Fischer: Wir haben den Begriff „Aufstand gegen das Aussterben“ etabliert. Wir befinden uns nicht nur in einer Klimakrise, sondern auch in einer ökologischen Krise und mitten im sechsten Massenaussterben.

Rundschau: Das sechste Massenaussterben?

Fischer: Bisher hat es fünf Massensterben in der Weltgeschichte gegeben, wir befinden uns im sechsten. Insekten, Amphibien und maritime Säugetiere sind extrem bedroht, insgesamt besteht die Gefahr, dass eine Million Tiere und Pflanzen in den nächsten Jahren aussterben.

Rundschau: Was plant die Wuppertaler Ortsgruppe in Zukunft für Aktionen?

Fischer: Wir wollen in unserem Widerstand vor allem kreativ sein. Wir wollen informieren und Lust wecken, bei uns mitzumachen. Dazu planen wir Info-Talks und weitere Die-Ins und beispielsweise einen Trauermarsch durch die Innenstadt.