„Es gibt nichts Besseres“ Interview: Wie kann das Handwerk für Auszubildende attraktiv bleiben?

Die Zahl der Auszubildenden im Handwerk nimmt ab — bundesweit und in Wuppertal. 2007 gab es laut Kreishandwerkerschaft noch 1.400 Azubis, jetzt nur noch 1.200. Rundschau-Mitarbeiter Fabian Mauruschat sprach mit Malermeister Andreas Conrad, dem Lehrlingswart der Maler-Innung.

Alle Welt redet vom Auszubildendenmangel — trifft das auch auf das Wuppertaler Handwerk zu?

Mittlerweile macht sich der Mangel im Handwerk auch bemerkbar. Als Erstes trifft das die Betriebe, die mit Ausbildung bisher nicht viel an der Mütze hatten. Bei den Betrieben, die immer viel ausbilden und auch sehr gute Kontakte haben, macht sich der Mangel noch nicht so bemerkbar. Aber er ist auf alle Fälle vorhanden und wird in den nächsten zwei bis fünf Jahren das Handwerk noch extrem treffen.

Wie kommt es dazu?

Es gibt weniger Kinder, dementsprechend auch weniger Schüler, weniger Praktikanten, weniger Auszubildende und schließlich weniger Mitarbeiter. Wenn es keine guten Mitarbeiter gibt, gibt es auch später keine guten Meister und keine Betriebsunternehmer.

Das hat also nichts damit zu tun, dass mehr Menschen studieren?

Eigentlich nicht. Das hat sich immer schon verteilt auf die Hochschulen, auf die kaufmännischen und die technischen Berufe und eben auch auf das Handwerk. Wenn es viele Absolventen gibt, dann bleiben auch viele für das Handwerk übrig. Da es jetzt wenige gibt, bleiben auch wenige übrig. Denn das Handwerk ist ja, das ist Fakt, ziemlich weit unten angesiedelt auf der Beliebtheits-Skala der Berufe.

Das geflügelte Wort "Handwerk hat goldenen Boden" gilt also nicht mehr?

Das gilt immer noch. Das stellt man aber erst fest, wenn man im Handwerk arbeitet. Es gibt nichts Sichereres und nichts Besseres als das Handwerk. Das wird nie automatisiert. Irgend einer muss ja die Dinge, die produziert werden, einbauen, warten und die Häuser und Gebäude in Ordnung halten. Je weniger Menschen im Handwerk arbeiten, um so wichtiger ist der einzelne Mitarbeiter und um so besser kann er sich verkaufen.

Sie haben den Bergischen Ausbildungspreis bekommen. Machen Sie etwas anders als die anderen Betriebe?

Meine Profession, mein Hobby, ist die Ausbildung. Ich habe weder ein Segelboot, noch bin ich im Golfclub. Ich investiere sehr viel Zeit in das Thema Ausbildung. Wir haben nie jemanden genommen, nur weil der gute Noten hatte, wir haben immer versucht, den einzelnen Menschen zu sehen. Oft habe ich festgestellt, dass ich damit weniger Fehler mache als meine Kollegen, die nach Noten einstellen. Durch meine Tätigkeit als Lehrlingswart habe ich viel mit Auszubildenden zu tun, die bei anderen Betrieben rausfliegen. Oft waren das ganz schwierige Auszubildende, die habe ich selber behalten. Komischerweise sind alle ihre Defizite bei uns nie aufgetreten. Wir machen es halt von der Leistung abhängig, nicht von den Noten.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)