Eine kunterbunte WG

Wuppertal · Bunt ist das Haus geworden, hell und geräumig. Kein Wunder, dass seine Bewohner sich hier wohlfühlen. Seit etwas mehr als einem halben Jahr leben in der "Villa Handicap" an der Bornscheuerstraße in Langerfeld zehn Menschen mit teils schwerer körperlicher und geistiger Behinderung in einer privaten Wohnungsgemeinschaft.

Diese Aufnahme ist nicht aktuell, wie das Outfit der Beteiligten schnell klar macht. Allerdings ist es genau dieser Garten der Gemeinschaft, der mit Spenden aus dem Neujahrbenefizkonzert des Bundesbahn-Blasorchesters ausgebaut werden soll.

Foto: Florian Schmitz

Ganz fertig ist das neue Zuhause aber noch nicht. Neben einigen Möbeln, die in den Gemeinschaftsräumen noch fehlen, steht der Garten hinter dem Haus ganz oben auf der Liste des Villa-Handicap-Vereins. Weil dieses Projekt davon finanziert werden könnte, freut sich der Verein, dass die Einnahmen aus dem Neujahrskonzert im Brauhaus am Wochenende der Villa zugute kamen.

Der Verein hat das ehemalige Kindergartengebäude von der Immobilienfirma Küpper gemietet und vermietet es an die zehn Bewohner weiter. Die Miete übernimmt wie bei Menschen mit Handicap üblich das Sozialamt. 2012 hatte sich eine Gruppe von Eltern mit behinderten Kindern zusammengetan, um die Idee zu verwirklichen. "Für uns alle war die Frage offen, wie unsere Kinder einmal leben werden, wenn wir als Eltern uns eines Tages nicht mehr um sie kümmern können", sagt Heike Niedner vom Vorstand des Vereins. Der Kontakt zur Firma Küpper bei der Suche nach einem geeigneten Gebäude kam zur rechten Zeit.

Die Küppers hatten das ehemalige Kita-Gebäude gekauft und setzten sich mit dem Verein zusammen. Aufwändig wurde das 650 Quadratmeter große Haus behindertengerecht umgestaltet. Fünf der Bewohner, die zwischen 20 und 33 Jahre alt sind, sitzen im Rollstuhl. Große Gruppenräume wurden zu zehn Einzel-Appartements und mehreren Gemeinschaftszimmern umgebaut, darunter Wohnzimmer, Bäder und eine große Küche. Im Mai 2015 konnten sie schließlich einziehen.

Die Bewohner arbeiten alle in Behindertenwerkstätten, werden aber in der Villa Handicap rund um die Uhr betreut. Dafür sind insgesamt in wechselnden Schichten 30 Pflege- und Betreuungsmitarbeiter im Einsatz. Die Erfahrung ist mehr als positiv. "Ich habe mich sogar gewundert, wie schnell meine Tochter das neue Zuhause akzeptiert hat. Ich darf ihr in ihrer neuen Wohnung sogar gar nicht mehr helfen", sagt Heike Niedner lachend über den merklichen Fortschritt an Selbstständigkeit bei der 20-Jährigen. Die jungen Menschen seien offener geworden und drückten ihren Willen klarer aus, weil sie neue Erfahrungen gemacht hätten.

Neben dem Garten und zusätzlichen Möbeln plant der Verein langfristig auch, ein Auto anzuschaffen — zum Einkaufen, für Ausflüge und den Besuch bei Therapien. "Deshalb freuen wir uns über jede Spende riesig", sagt Heike Niedner