Privates Mitmach-Projekt Eine Frau, 160 Nationen und 160 Gesichter

Wuppertal · Leonie Zimmermann ist neugierig auf Menschen und schreibt gerne. Beides vereint sie in ihrem privaten Mitmach-Projekt „160 Nationen, 160 Gesichter“ auf Instagram. Auf ihrem Social-Media-Kanal stellt sie regelmäßig Menschen mit Migrationshintergrund vor, die in Wuppertal leben. Damit möchte sie die Vielfalt in ihrer Heimatstadt sichtbar machen.

Leonie Zimmermann.

Foto: Leonie Zimmermann

Die Geschichten von 32 Frauen und Männern, unter anderem aus Sri Lanka, Rumänien, Uganda, Peru, den USA und Mexiko, hat die Wichlinghauserin bereits aufgeschrieben. Zu sehen und zu lesen sind die liebevoll gestalteten Kurzporträts auf ihrem Instagram-Kanal „leonie_zimmermann_wtal“. Die Bilder, die die erzählenden Menschen zeigen, sind immer in Schwarz-Weiß gehalten.

Dass die Fotos der Personen nicht in Farbe sind, hat einen Grund. „In unserer Stadt leben 160 Menschen aus verschiedenen Nationen. Wuppertal ist bunt, aber dass wir trotzdem alle gleich sind, möchte ich mit den farblosen Aufnahmen zeigen. Zudem möchte ich, dass wir uns in die Augen sehen, uns füreinander interessieren und miteinander reden. Ich möchte aufmerksam darauf machen, wie viele wundervolle Menschen unsere Wuppertaler Stadtgesellschaft ausmachen“, sagt Leonie Zimmermann.

Die Wuppertalerin Krishanthi, die ursprünglich aus Sri Lanka stammt, hat schon bei dem Projekt „160 Nationen, 160 Gesicher“ mitgemacht.

Foto: Leonie Zimmermann

Inspiriert zu dem Projekt „160 Nationen, 160 Gesichter“ wurde die städtische Angestellte von ihrer Freundin Anna Kruse aus Quakenbrück in Niedersachsen: „Sie ist Fotografin und hat für ihre Stadt ein ähnliches Projekt gemacht. Auch auf Instagram, unter @annakruse_photagraphy. Allerdings macht sie nur Bilder und keinen Text dazu. In einem Gespräch sagte sie mal zu mir, dass sie es schön fände, wenn ihr Projekt auch in anderen Städten aufgegriffen werden würde. Und das habe ich für Wuppertal getan. Mit der kleinen Erweiterung, dass ich Fotos und Texte erstelle. Eine professionelle Texterin und Fotografin bin ich aber nicht.“

Die Wuppertaler Rundschau hat Leonie Zimmermann in ihrem Zuhause in Wichlinghausen besucht und ihr bei ihrer Projektarbeit über die Schulter geschaut. Auch wenn die Wuppertalerin uns gegenüber betont, dass sie alles nur privat macht und texten und fotografieren nicht professionell erlernt hat, sehen wir eine Frau, die ganz genau weiß, was sie macht.

Souverän, aber auch einfühlsam stellt Zimmermann ihre Fragen an die Teilnehmerin, die ihr gerade am Esstisch gegenüber sitzt, und macht sich Notizen. Nach dem Gespräch bittet sie um ein Foto, stellt eine mobile Fotowand auf und zückt die Digitalkamera.

Der Anfang der Geschichte von Krishanthi.

Foto: Leonie Zimmermann

Für ihr Projekt ist sie weiterhin auf der Suche nach Menschen, deren Herkunft nicht deutsch ist. „Mir fehlen noch viele Nationen. Da es ein privates Projekt ist, habe ich mich erst mal in meinem Umfeld auf die Suche nach Leuten gemacht, die Lust haben mitzumachen. Da gab es einige, aber auf meiner Liste sind noch so viele Nationen offen. Unter anderem Ägypten, Chile, Estland, Guatemala, Korea, Israel, Litauen, Nepal, Vietnam oder Zypern.“

Jeder und jede darf sich bei Leonie Zimmermann fürs Mitmachen melden. Und wer glaubt, nichts zu sagen zu haben, soll sich erst recht melden: „Jeder Mensch ist etwas Besonderes und hat darum auch etwas Besonderes zu erzählen. Ich veröffentliche nichts ohne Erlaubnis. Alle bekommen vorab das Foto und den Text zu sehen und entscheiden dann, ob ich’s zeigen darf.“

Bisher läuft das Projekt nur auf Instagram. Leonie Zimmermann hätte aber nichts dagegen, es auszuweiten. „Vielleicht hat eine Wuppertaler Institution Lust, das Projekt zu unterstützen und es größer werden zu lassen“, sagt sie. Die Rundschau könnte sich auf jeden Fall eine Show à la „Humans“ (lief 2022) im Visiodrom im Heckinghauser Gaskessel vorstellen, bei der Wuppertaler Gesichter auf der großen 360-Grad-Leinwand zu sehen sind.