Eigentümer-Krieg am Loh
Wuppertal · Eine 78-jährige Wuppertalerin wurde vergangenes Jahr verurteilt, weil sie Nachbarn im Treppenhaus sogar ihren nackten Hintern entgegengestreckt hatte. Geändert hat die Geldstrafe nichts, sagen fünf ihrer Mitbewohner.
Sie sehen sich mit ihren Mitteln am Ende.
Attacken und derbe Sprüche machen jeden Gang durchs Treppenhaus zum Spießrutenlauf; wer Pech hat bekommt einen Elektroschocker gezeigt. So beschreiben fünf Bewohner eines Altbaus am Loh den Kleinkrieg in ihrem Haus. Der Stein des Anstoßes: Eine Rentnerin, Eigentümerin im ersten Stock, die wohl einfach nicht locker lässt.
Das Haus ist seit 15 Jahren gerichtsbekannt. Am Anfang stand wohl ein Streit um den Keller. Im vergangenen Jahr verurteilte das Amtsgericht die 78-Jährige zu Geldstrafe, weil sie im Treppenhaus ihr Hinterteil entblößt hatte. Ihr Sohn (49) hatte die Nachbarn bedroht: "Ich stech' Euch alle ab." Kommentar der 78-Jährigen im Gericht: "Das letzte Hemd hat keine Taschen."
Ihre Nachbarn Karla und Gerd Höpfner haben einen Schuhkarton voller Beweisfotos und stapelweise Video-Kassetten: "Wir haben wieder Anzeigen geschrieben." Auslöser sei diesmal eine Spuckattacke gewesen, die aber nicht zu beweisen sei. Also gehe es um listenweise Beleidigungen. "Putzlappen" sei noch das Mildeste, ansonsten gebe es Obszönitäten. Die Polizei bestätigt: Ermittlungen laufen.
Nachbar Ralf Hofmann sagt, er habe seit drei Jahren nicht mehr in seiner Eigentumswohnung gewohnt. Er lebe bei seiner Lebensgefährtin Marlies Dreiner in deren Mietwohnung. Sie sagt: "Ich hab' erst gedacht: Sag' ich halt nichts, dann geht es bestimmt. Aber es hat nicht geholfen. Allein hätte ich im Treppenhaus Angst."
Keine Vermittlungsstelle habe je helfen können, sagen die Nachbarn. Jeder Rechtsstreit habe nur Geld gekostet. Die Geschäftsführerin des Hauseigentümer-Vereins Haus & Grund Wuppertal, Silke Kessel, bestätigt: In Hauseigentümer-Gemeinschaften wird so ein Streit besonders schlimm. "Wenn es menschlich nicht passt, dann ist es wie Stalking im eigenen Haus." Man könne nur immer neue Anzeigen und Unterlassungsklagen schreiben.
Wer verkaufen will, müsste Interessenten wohl auf den bestehenden Streit hinweisen. Gerd Höpfner sagt: "Ich verkaufe irgendwann an eine zehnköpfige Familie. Dann kann sie mal gucken. Da würde ich sogar 5.000 Euro nachlassen."