Kommentar zum bergischen Outlet-Duell Die albernen röhrenden Hirsche
Wuppertal · Wäre es im Grunde nicht so ärgerlich, man könnte sich köstlich amüsieren. Der Pseudo-Streit der Städte Wuppertal und Remscheid um die Outlet-Center ging nun in die nächste, gefühlt achtundvierzigste Runde.
Man habe nun die Nase vorn, verkündete Wuppertals Kämmerer Johannes Slawig sichtlich stolz, als in der ehemaligen Bundesbahndirektion offiziell der Baustart für den ersten Abschnitt gefeiert wurde. Der Konter aus der Nachbarstadt kam umgehend. Auch in Remscheid sei ein symbolischer Akt jederzeit möglich, sagte OB Burkhard Mast-Weisz gegenüber dem Remscheider General-Anzeiger (RGA): "Dann kloppen wir in Lennep irgendeine Wand ein und sagen: ,Jetzt ist Baubeginn für das DOC.‘
Am Ende, das sollte inzwischen jedem klar sein, werden beide Center stehen — das am Döppersberg und in Lennep. Eine Erkenntnis, die auch der geschäftsführender Gesellschafter Thomas Reichenauer vom Wuppertaler Outlet-Betreiber "ROS Retail Outlet Shopping" offenbar teilt. Die Kaufkraft im Einzugsbereich sei riesig — und es sei daher durchaus auch möglich, dass Unternehmen beide Standorte besetzen, erklärte er locker im Rahmen des Baustarts in Wuppertal. Eine realistische Einschätzung.
Bleibt die Frage, warum sich beide Städte weiterhin mit Klagen überziehen, wobei die Remscheider eher als Retourkutsche zu werten ist. Denn Mast-Weisz hat bereits unzählige Male sein "Friedensangebot" unterbreitet und die Rücknahme angeboten. Dass Wuppertal nicht darauf eingeht, ist wohl nur mit dem unfassbaren, albernen bergischen "Oberzentrum"- Brunftgehabe der "GroKo" aus SPD und CDU zu erklären.
Nur mal so am Rande: Gerade Outlet-Center-Kunden sehen die Besuche als Event an. So wie eine Fahrt ins niederländische Roermond, das auch mit seiner schnuckeligen Innenstadt lockt. Da liegt übrigens der große Vorteil der Remscheider, die den Branchenführer McArthur Glen mit im Boot haben: Gelingt es, die historische Lenneper Altstadt mit Hilfe von kulinarischen und regionalen Angeboten wiederzubeleben, wäre das Gesamtpaket aus Einkauf und Kurzurlaub komplett.
Im Gegensatz zu Wuppertal: Soll, wie versprochen, auch die Elberfelder City vom DOC profitieren, muss ein schlüssiges Konzept her. Der Weg etwa ins Luisenviertel ist so kurz nicht. Gelingt es nicht, leidet die City enorm und profitiert nicht von der erwarteten Kaufkraft; vor allen die auswärtigen Gäste reisen direkt wieder ab. Wie das verhindert werden kann, ist die entscheidende Frage, die in Wuppertal gestellt werden sollte. Statt Energie auf ein vermeintliches Duell aufzuwenden, das längst entschieden ist.
Wuppertal öffnet den ersten FOC-Teilbereich 2018, Remscheid das DOC 2020. Dann soll auch am Döppersberg alles fertig sein. Alles andere regelt der Markt, sprich der Kunde. Und keine röhrenden Hirsche.