Auch vordere Fassade und Autospindel Denkmalschutz für Kaufhof-Gebäude vor Erweiterung
Wuppertal · Der Kaufhof am Neumarkt in Elberfeld hat sich bei einer aktuellen Prüfung als so bedeutend herausgestellt, dass das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Wuppertal nun den Denkmalschutz für die 1950er-Jahre-Fassade und die Autospindel beantragt hat.
„Eine konsequente Angelegenheit, schließlich wurde auch der Altbau vor 30 Jahren, 1994, in die städtische Denkmalliste eingetragen“, so das Amt, das in den vergangenen Jahren schon viele Kauf- und Warenhäuser untersucht hat.
Der 1912 eröffnete Altbau war für das Warenhaus Leonard Tietz errichtet worden. Wie viele andere wurde die jüdische Familie Tietz 1933/1934 enteignet, die Westdeutsche Kaufhof AG entstand. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Elberfelder Kaufhof zwar beschädigt, blieb aber insgesamt gut erhalten. Hermann Wunderlich, der Schöpfer der ikonischen Kaufhausfassade in Silber und Grün, plante ab 1958 eine Modernisierung, sein Mitarbeiter Reinhold Klüser erdachte die fotogene Spindel als Auffahrt ins Parkhaus. 1960 konnte das umgebaute Haus eröffnet werden – damals das Stadtgespräch Nr. 1.
„Der modernisierte Kaufhof steht beispielhaft für das Einkaufserlebnis und das Konsumverhalten der Wirtschaftswunderzeit auf ihrem Höhepunkt. Er ist heute das wichtigste Zeugnis der Wiederbelebung der Elberfelder Innenstadt als Geschäftszentrum in dieser Zeit. Mit der Fassade in den Firmenfarben war Kaufhof einer der frühesten Vertreter von ,corporate design‘ in der westdeutschen Wirtschafts- und Designgeschichte überhaupt!“, so Dr. Martin Bredenbeck, Kunsthistoriker des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland, der das Gutachten zum Denkmalwert verfasst hat.
„Es gilt nun, das Denkmal in die Denkmalliste der Stadt Wuppertal durch die Untere Denkmalbehörde einzutragen, es sinnvoll zu nutzen und dabei seine charakteristischen Merkmale zu erhalten. Ein Warenhaus wie der Kaufhof macht es den denkbaren Nachnutzungen in mancher Hinsicht relativ leicht – schließlich sind solche Warenhäuser im Inneren eine reine Skelettkonstruktion“, heißt es. „Möglichst viel flexibel einsetzbare Fläche stand im Vordergrund, und das kann sich heute als Vorteil erweisen. Hinter der Fassade des Altbaus und des Neubaus darf alles Mögliche entstehen, so wie schon 1961 hinter der Altbaufassade ein Parkhaus untergebracht wurde.“
Der Kaufhof in Elberfeld sei mit seinen beiden Zeitschichten und der silber-grünen Fassade „ein echter Evergreen und hat im Sinne einer nachhaltigen Baukultur großes Potenzial für die Nachnutzung“.