Konflikt mit "Osmanen Germania" 37-Jährige von Rockern verschleppt?
Wuppertal · 24 Stunden soll eine Wuppertalerin in Gewalt der "Osmanen Germania" gewesen sein. Mehr als 100 Polizeibeamte waren im regionalen Großeinsatz.
In der Nacht auf Donnerstag vergangener Woche verschleppten mutmaßlich Mitglieder der rockerähnlichen Gruppe "Osmanen Germania" vorübergehend eine 37-jährige Wuppertalerin. Sie gehört zu den Freunden eines Aussteigers in der Stadt, berichten Zeugen unserer Redaktion. Die Staatsanwaltschaft bestätigte einen regionalen Großeinsatz von mehr als 100 Polizisten, geführt vom Polizeipräsidium in Düsseldorf.
Das Opfer tauchte knapp 24 Stunden nach dem Geschehen in Wetter an der Ruhr wieder auf, leicht verletzt. Der Aussteiger, ein 35 Jahre alter Geschäftsmann, sagt: "Die wollten mich unter Druck setzen." Er nennt sich "Cebo", um seine Familie zu schützen. Im Streit um ihn waren am 13. Juni "Osmanen" und weitere Beteiligte bewaffnet auf dem Platz der Republik am Ostersbaum aufmarschiert. Nach Rundschau-Information beteiligten sich 65 Personen an dieser Aktion. Ein massives Polizeiaufgebot war eingeschritten.
Die mutmaßlichen Entführer passten die 37-jährige Frau auf offener Straße ab, berichtet "Cebo". Er habe stundenlang SMS von den mutmaßlichen Tätern erhalten und geantwortet. Demnach habe womöglich eine kleine Gruppe aus dem Bereich der "Osmanen" auf eigene Faust gehandelt. Eine Woche zuvor hatten ihm mehrere Whatsapp-Schreiber bedroht, nachdem er sich in unserer Zeitung geäußert hatte. Die Ansagen: "Wir kriegen Dich." Und: "Hast Du Polizei hinter Dir? Egal, wir haben Selbstjustiz."
Laut "Cebo" entführten "Osmanen" darüber hinaus Anfang September in Wuppertal vorübergehend einen Mann, um einen Angehörigen anzulocken und diesen brutal zusammenzuschlagen — weil ein Boss es befohlen hatte. Er wisse von einer Messerattacke in Mannheim, zu der bereits ein Gerichtsprozess laufe, und von einem Handgranaten-Angriff auf eine Shisha-Bar in Saarbrücken vergangenen August. Hintergrund seien Geschäfte im Rotlicht-Milieu und Drogenhandel. Angst fördere das kriminelle Geschäft. "Cebo" erklärt, er sammle Aussteiger um sich, in einer "Internationalen Bruderschaft". Über "Osmanen Germania" sagt er: "Alle werden ausgenutzt. Ein, zwei Leute regeln das ganze System."
Die Polizei ermittelt weiter zur mutmaßlichen Entführung, sagte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert auf Anfrage: "Es hört sich platt an, aber es geht in alle Richtungen." Beamte prüfen die Aussagen von "Cebo" und der 37-Jährigen auf Glaubhaftigkeit und mögliche Widersprüche.