BUGA-Diskussion Wuppertal droht sich zu verheben
Betr.: BUGA-Diskussion
Angesichts der drohenden Klimakatastrophe wundert man sich, wie vehement sich viele Akteure in Wuppertal für eine Bundesgartenschau einsetzen, so als gäbe es keine wichtigeren Themen und fände der Klimawandel woanders, aber nicht in Wuppertal statt.
Damit wird ein weit (ge)wichtigeres Vorhaben jedoch völlig ignoriert: Beide Oberbürgermeisterkandidaten hatten sich letztes Jahr für ein „Klimaneutrales Wuppertal“ bis zum Jahr 2035 ausgesprochen, so dass hierfür eine ganz große Mehrheit im Stadtrat zu erwarten ist. Erste Schritte hierfür sind bereits getan.
Die Notwendigkeit für eine drastische Reduktion der Kohlendioxid (CO2)-Emissionen ist unbestritten, und Wuppertal ist nicht die einzige deutsche Großstadt, die sich dieses Ziel bereits für 2035 gesetzt hat.
Sie könnte aber die einzige Stadt sein, die sich völlig verhebt und das Ziel krachend verfehlt, wenn sie parallel noch ein anderes Großvorhaben plant – sei es wegen der erheblichen Investitionen, die nötig sind, sei es wegen der begrenzten personellen Ressourcen in der Verwaltung.
Um klar zu machen, um welche Aufgabe es dabei geht: Bis zum Jahr 2035, also in knapp 14 Jahren, müssen sämtliche CO2-Emissionen in Wuppertal auf null heruntergefahren werden (oder außerhalb von Wuppertal ausgeglichen werden, zum Beispiel durch Einfangen von CO2 aus der Atmosphäre mit nachfolgender unterirdischer Speicherung). Dies gilt in der Energieversorgung genauso wie im Verkehr, in der Industrie, in Unternehmen wie in privaten Haushalten.
Damit werden weitreichende Veränderungen einhergehen, da es nicht nur darum geht, eine Technologie durch eine andere zu ersetzen. Es werden umfangreiche Planungsprozesse nötig sein, um eine Stadt so umzugestalten, dass möglichst viel Energie und Ressourcen eingespart, die Erneuerbaren Energien massiv ausgebaut, ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Fußverkehr, Radverkehr, Bussen und Bahnen und (Elektro-)Autos möglich ist und dabei auch alle Bürger und Bürgerinnen zu beteiligen.
Dazu müssen aber viele Planungsprozesse neu angestoßen werden und die bisherigen Konzepte ganz neu gedacht werden – sei es das Klimaschutzkonzept, der Stadtentwicklungsplan, das Verkehrskonzept, Pläne zur Entwicklung der Zentren und der Stadtteile, um nur einige zu nennen.
Dies ist jedoch nicht mal eben so zu machen – alleine die notwendigen Planungsprozesse zur Klimaneutralität werden Wuppertals ausgedünnte Verwaltung in den kommenden 14 Jahren voll auslasten (die langen Planungshorizonte anderer Vorhaben wie zum Beispiel beim Pina-Bausch-Zentrum geben einen ersten Vorgeschmack hierauf). Daher wäre es zu begrüßen, wenn alle Akteure, die sich bisher so positiv mit Ideen und Geldern für eine BUGA eingebracht haben, ihr Engagement noch einmal erheblich verstärken (und die zugesagten Finanzmittel um ein Vielfaches erhöhen würden) und gemeinsam für das in jeder Hinsicht viel relevantere Ziel einer klimaneutralen Stadt einsetzen würden.
Auch dieses würde bundesweit ein Zeichen setzen, denn soviel bürgerschaftliches Engagement wie in Wuppertal gibt es selten.
Und nach getaner Pflicht dann gerne die Kür – mit der ersten klimaneutralen BUGA im Nachgang (zum Beispiel im Jahr 2041) würde Wuppertal auch hier wieder ein bundesweites Zeichen setzen!
Peter Viebahn