Leser Viele sind religionsfern

Betr.: Trauerredner-Interview vom 18. November

In meiner jetzt 24-jährigen Tätigkeit als weltlich-humanistischer Trauerredner habe ich festgestellt, dass viele Menschen inzwischen am Glauben zweifeln und sich mehr und mehr von religiösen Lebensauffassungen bewusst abwenden.

Ob man diese Gruppe — die inzwischen mehr als 30 Prozent der Bevölkerung ausmacht, nun als Atheisten, Agnostiker oder Freigeister bezeichnet, spielt dabei eigentlich keine Rolle.

Wenn also Herr Hemmerich im Laufe der fast acht Jahre seiner Tätigkeit nur "zehn Atheisten” getroffen hat, so mag das zwar stimmen. Es ist aber sicherlich auch so, dass er als religiös geprägter und konfessionsgebundener Redner von religionsfernen Menschen gar nicht erst angefragt wird, sondern dass diese schon bei der Planung einer Trauerfeier — meist von den Bestattungsunternehmen — auf meine Kollegen und mich aufmerksam gemacht werden.

So haben sie jedenfalls die Gewissheit, keine Gebete oder religiösen Trost gegen ihren Willen in Kauf nehmen zu müssen.

Es ist meines Erachtens also eigentlich nur wichtig, zu begreifen und zu akzeptieren, dass es immer mehr Menschen gibt, die gerne religionsfrei sind und damit gut leben können. Genauso, wie ich selbstverständlich auch die religiösen Gefühle von Menschen respektiere und ihnen nie eine religionsfreie Feier aufdrängen würde.

Jürgen Köster, Feiersprecher des Humanistischen Verbandes NRW, Bauvereinstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)