Leserbrief „Nicht blindes Ausstellen, stur nach den Regeln“

Betr.: Wuppertaler Ordnungsamt

 Symbolbild.

Symbolbild.

Foto: Christoph Petersen

Das Ordnungsamt, nach meinem Verständnis, soll das tägliche Leben in einer Stadt „ordnen“ und für vernünftige Abläufe alle Mitbürger sorgen. Dazu gehört selbstverständlich auch das Ausstellen von Strafgebühren bei Nichtbeachtung der Regeln. Aber ich erwarte nicht blindes Ausstellen, stur nach den Regeln, sondern Mitdenken gemäß der vorliegenden Situation. (Beispiele aus der Presse – ich war niemals direkt Betroffener, also hier nur meine Meinung als Beobachter.)

1) Wenn die Stadt einen privaten Flohmarkt auf einem öffentlichen Platz (Geschwister-Scholl-Platz) gestattet/einrichtet/, dann erwarte ich auch von den Mitarbeitern der Stadt, dass sie mitdenken und den Teilnehmern des Flohmarktes ermöglichen, mit den Fahrzeugen 1 Stunde vorher und nachher auf diesen Platz zu fahren und aus-/einzuladen. Statt Knöllchen hätte sich das Ordnungsamt dort mit einen Ausnahmeschild hinstellen können, statt Knöllchen zu verteilen. (Der Flohmarkt fand im Haus der Jugend statt, Anm. der Red.)

2) Vor einiger Zeit gab es auf einem öffentlichen Parkplatz am Stadion (Parkplatz Kornstraße) einen Disput, weil zwar Markierungen für das Parken von Wohnmobilen neu aufgezeichnet waren, aber offensichtlich die Schilder noch nicht abgeändert waren. Statt Knöllchen zu verteilen (wie geschehen), erwarte ich von der/dem Politesse/Politeur, bei dieser offensichtlichen Diskrepanz zum Handy zu greifen und dies Behörden-Stadt-intern zu klären. Und gegebenenfalls einen Müllsack nehmen und über das, nicht rechtzeitig abmontierte Verbotsschild zu stülpen, statt „Knöllchen“ zu verteilen.

3) Da stellt ein Bar/Kneipenbesitzer in der Fußgängerzone zwei Palmen in Töpfen zur Dekoration vor seinem Laden. Diese musste er mit der Begründung (gemäß meiner Erinnerung) „Palmen seien artfremd in Wuppertal, nicht endemisch“, entfernen. Palmen gelten nicht als invasive Pflanzen und es geht keine Gefahr von ihnen aus, verschönern aber das Stadtbild. Mit dieser Begründung wäre das Arboretum in Burgholz nie genehmigt worden; dort gibt es Bäume aus drei Kontinenten, die meisten „Artfremd“. Aber gleichzeitig wird das „Aussterben“ der Innenstätte beweint. Und selbst in Vancouver (Kanada!) gibt es eine Palmenallee (English Bay).

4) Wuppertal will „Schwammstadt“ werden. Gleichzeitig wird das Ableiten von Regenwasser ins Gelände untersagt – es muss in die Kanalisation. Widersprüchlicher geht es kaum.

5) Da werden Flüsse einerseits aufwendig renaturiert (zurück zur Natur), aber einem Ehepaar, die schon seit vielen Jahren eine natürliche biologische Kläranlage haben, untersagt, diese weiter zu betreiben. Stattdessen sollen die Abwasser mit Tank-Lkw quer durch die Stadt gefahren werden. Und das mit der Begründung, im Abwasser des Ehepaares könnten sich Medikamentenreste befinden. Ja, schade nur, dass jedes Haustier (Hund/Katze), dass in den Parks der Stadt uriniert, viel mehr Medikamente (Antibiotika etc.) in die Natur einbringt, als dieses Ehepaar. Es ist ja kein Chemiewerk an diese biologische Kläranlage angeschlossen.

Vielleicht sollte man die Stadtverwaltung durch eine KI ersetzen. Dann wird vielleicht vorher "künstlich nachdacht", statt eine Regel stur nach dem Wortlaut anzuwenden.

Wolfram Weber

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