Leserbrief „Lässt mir die Haare zu Berge stehen“
Betr.: Autofreie Kaiserstraße
Ich interessiere mich gleichfalls für Veränderungen, habe durchaus Interesse an Klimaschutz. Ich habe auch so etliche Visionen. Nur, was da wieder ausgebrütet wird, lässt mir die Haare zu Berge stehen.
Es sollen Fahrzeuge aus der Kaiserstraße verdrängt werden. Sie lösen sich aber nicht in Luft auf, sondern belasten dann einfach andere Straßen. In dem angedachten Abschnitt liegen mehrere große Supermärkte: Wie soll deren Warenanlieferung dann erfolgen? Per Lastenfahrrad?
Haben Sie, liebe Visionäre, mal an die Anwohner gedacht, denen Sie eine Bühne vor das Fenster stellen wollen, auf denen diesen Menschen Musiker, Chöre und Schauspieler ungewollt den Abend beschallen? Haben Sie den stetigen Ärger auf der Luisenstraße verdrängt, den der nächtliche Lärm der Restaurantbesucher, der vor den Türen stehenden Raucher und der lustig Feiernden verursacht? Glauben Sie wirklich, die leer stehenden Ladenlokale in Vohwinkel werden dann von hochqualifizierter Gastronomie angemietet?
Was haben wir denn noch in Vohwinkel: Imbisse, Friseure … Meinen Sie, deshalb flanieren täglich viele Menschen die autofreie Kaiserstraße rauf und runter? Haben Sie eine Lösung, wie die dort wohnenden Menschen ihre Einkäufe nach Hause bekommen sollen? In unmittelbarer Nähe bekommen sie nicht alles. Haben Sie einen Vorschlag, wie eingeschränkt gehfähige Menschen zu den Ärzten, zur Physiotherapie oder zur Apotheke kommen können?
Vor etlichen Jahren wurden die Autos vom Lienhardplatz verdrängt, eine Außengastronomie sollte entstehen, Feste gefeiert werden und an eine Bühne hat man damals als Vorschlag auch gedacht. NICHTS davon ist bis heute verwirklicht. Der Platz ist quasi tot, wird zweimal die Woche noch für einen immer kleiner werdenden Wochenmarkt genutzt – selbst einen Weihnachtsmarkt organisiert man dort nicht mehr.
Ein Blick nach Elberfeld zeigt es doch: Fußgängerzone tot, maximal nur noch Billigläden, der Karlsplatz ungenutzt, Weihnachtsmarkt auf dem autofreien Laurentiusplatz, inzwischen Fehlanzeige, Innenstadt trotz teurer beleuchteter Bänke leer. Und nun ein ähnliches Konzept als „non plus ultra“ für Vohwinkel?
Ich denke an den Bürgerbahnhof – Konzept gelungen? Ich denke an den Bahnhofsvorplatz, auf dem damals Teile des Weihnachtsmarktes stattfanden, weil der Lienhardplatz nicht ausreichte – jetzt auch ein toter Platz, hergerichtet für den öffentlichen Nahverkehr.
Umfassende Begrünung ist auch so ein Thema: Wenn die „Aktion V“ nicht die Kübel an den Schwebebahnpfeilern bepflanzen würde – selbst dafür findet sich sonst niemand.
An die Arbeit liebe Visionäre, schaffen Sie es doch erst mal, dort für eine Begrünung zu sorgen und finden Sie erst einmal eine Lösung für den Lienhardplatz. Ein Konzept, dass alle Generationen einschließt und so was wie urbanes Leben darstellt, bevor Sie die nächste Leiche produzieren.
Marita Kreuder
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