Leserbrief Ökologisch und ökonomisch klug?
Betr.: Diskussion über Bürgerbüro-Schließungen
Wird Bürgernähe gelebt, wenn Bürgerbüros – Anlaufstelle für die Menschen mit Anliegen – geschlossen werden beziehungsweise geschlossen bleiben?
Im Stadtteil Langerfeld gibt es etwa 10.000 Haushaltungen, in Beyenburg etwa 1.000 (Statistiker wissen das genauer), insgesamt etwa 28.000 Menschen, man kann auch sagen: knapp acht Prozent der Wuppertaler Bevölkerung. Für Cronenberg ist das ähnlich, also zusammen, etwas gepuscht, geht es um mehr als 16 Prozent der im Stadtgebiet Wuppertal lebenden Menschen.
Zum 15. Mai 2017 wurde das Bürgerbüro in Beyenburg geschlossen. Aus Kostengründen, und weil es kaum genutzt wurde. Die Verpflichtung zur sparsamen Haushaltsführung zwinge dazu. So wurde argumentiert. Wir in Beyenburg haben das zähneknirschend und unter Protest hingenommen.
Das Bürgerbüro in Langerfeld wurde pandemiebedingt geschlossen und soll nun geschlossen bleiben. Weil es sich in der Krise bewährt hat, dass man sich auf drei Standorte konzentriert, und weil Leistungen für die Menschen verbessert werden konnten/können. Auch für die Menschen in Beyenburg und Langerfeld?
Die Einsparung in Beyenburg und jetzt auch in Langerfeld (noch nicht mal eine halbe Stelle an einem Tag in der Woche!) soll die Leistungen an den anderen drei Standorten verbessern und personelle Engpässe kompensieren helfen. Insgesamt wird also eine Stelle in Cronenberg und Langerfeld-Beyenburg eingespart. Daran hängt es?
Bürgernähe bedeutet, nah bei den Menschen zu sein. Nähe ist der Kitt jeder Beziehung. Wenn jetzt also nach der Pandemie das Bürgerbüro in Langerfeld nicht wieder geöffnet wird, bedeutet das, dass die Bedürfnisse der hier lebenden Menschen für die Verwaltung einen anderen Stellenwert haben. Die Optimierung von Verwaltungsabläufen und Kompensierung von personellen Defiziten stehen über dem Anspruch Bürgernähe. Der Wuppertaler Osten erfährt dadurch eine Geringschätzung und dem Einzelnen werden Aufwendungen zugemutet.
Stichwort: Aufwendungen für Langerfelder und Beyenburger Menschen. Die Fahrt mit dem Pkw zum Steinweg kostet betriebswirtschaftlich inklusive Parkgebühren etwa zehn Euro und mit öffentlichen Verkehrsmitteln rund sechs Euro. Der Zeitaufwand für die Fahrten, mit zeitlichem Puffer: bis zwei Stunden.
Viel Wenig gibt ein Viel. Mit anderen Worten: Wenn pro Jahr 1.000 Notwendigkeiten in Langerfeld und Beyenburg für einen Besuch im Steinweg entstehen, werden durch die in Rede stehende Entscheidung 2.000 Stunden Menschen-Zeit, 10.000 Euro an Kosten und eine Umweltbelastung durch CO2 provoziert. Ist es nicht verantwortungsbewusster, eine Fahrt je Woche von den Mitarbeitern der Stadtverwaltung nach Langerfeld und Cronenberg machen zu lassen?
Ich möchte davon ausgehen, dass sich der Oberbürgermeister und der Rat der Stadt Wuppertal ihrer ökologischen und ökonomischen Verantwortung bewusst sind und im Interesse des Gemeinwohls und der Bürgernähe klug entscheiden.
Anton Wiemers