„Barmer Bogen“ und andere Neubauprojekte Bau von Häusern ganzheitlich denken
Betr.: „Barmer Bogen“ und andere Neubauprojekte
Dass wir aktuell das größte Massenaussterben seit den Dinosauriern erleben und dass dies menschengemacht ist, das geben sogar CDU und FDP inzwischen zu. Klimaziele und Umweltschutz sind in Sonntagsreden wohlfeil. Nur wenn es um konkretes Handeln geht, hat sich an den jahrzehntealten Mustern noch nichts geändert. Unser Verkehr, die Flächenversiegelung, unsere Art der Energieerzeugung, wie wir heizen, wohnen und uns ernähren, diese Faktoren haben direkten Einfluss darauf, was und wieviel wir zerstören. Nirgendwo können wir noch weitermachen wie bisher.
So muss auch der Neubau von Häusern ganzheitlich gedacht werden: Dies beginnt bei der Auswahl des Standortes, geht über die Wahl der Baustoffe und die Energieversorgung bis zur Berücksichtigung der Entsorgung am Ende der Nutzungszeit und der Berücksichtigung von sozialen Faktoren. Bauen am Standrand auf neu versiegelten Flächen, wo Infrastruktur ohne Auto nicht erreichbar ist, muss ab sofort tabu sein. Das betrifft den August-Jung-Weg ebenso wie die vielen anderen ausgewiesenen Neubauflächen in Randlage.
Beim „Barmer Bogen“ stimmt die Standortwahl: Es wird eine verkehrsgünstig gelegene Fläche gewählt, sie wird großzügig bebaut, Grünflächen haben Platz, Sozialwohnungen werden ebenso berücksichtigt wie ein angenehmes Wohnumfeld. Dort gibt es noch etwas Verbesserungspotential: Man könnte alle Häuser um eine Etage aufstocken und stattdessen ein oder zwei Gebäude wegfallen lassen, um eine grüne Gemeinschaftsfläche zu gewinnen, die bisher zugunsten privater Gärten fehlt.
Bei allen Details zum Entwurf fehlen doch zwei Themenbereiche völlig: Die Baustoffe und die Energieversorgung. Nachhaltige Materialen stehen inzwischen ebenso seit vielen Jahren zur Verfügung wie die Technik der sogenannten Null-Energiehäuser, das heißt, dass die Häuser keine von außen zugeführte Energie zu ihrem Betrieb benötigen, da sowohl Strom als auch Wärme zu 100 Prozent selbst erzeugt werden.
Von einer Stadt, die den Umweltschutz ernst meint, erwarte ich, dass sie nicht nur bei ihren eigenen Projekten dies alles berücksichtigt, sondern dass sie entsprechende Verordnungen erlässt, so dass bei allen Neubauten das Klima und die Umwelt nicht weiter geschädigt werden.
Völlig unverständlich ist schließlich, wieso es nicht möglich sein kann, bei einem Bauprojekt, das unmittelbar neben einem Bahnhof liegt, die benötigten Materialien mit der Bahn anliefern zu lassen, anstatt Zehntausende Lkw durch bereits über die Grenzen des Zumutbaren belastete Straßen quer durch die Stadt fahren zu lassen.
Jonas Seiler