Wuppertaler Singer-Songwriter Jonas David: Musik mit viel Gefühl
Mitten in der Corona-Krise, am 15. Mai 2020, veröffentlichte der Wuppertaler Singer-Songwriter Jonas David seine neue Single „SORRI“. Auf großen oder kleinen Bühnen konnte er sie nicht vorstellen. Der Presse bei einem Gespräch im Biergarten des Café Simonz aber schon.
Der Musiker, Retro-Sonnenbrille auf der Nase, kommt fast 15 Minuten zu spät, lässt sich mit der Entschuldigung „Ich habe noch auf den Paketboten gewartet“ am Tisch nieder und drapiert seinen schwarzen Motorroller-Helm neben sich auf der Bank. Kurz die Hände desinfizieren, einen Cappuccino bestellen, dann kann es losgehen.
Worum geht es in der Single „SORRI“? „Oh, die Frage ist gut!“, freut sich der Singer-Songwriter, und es klingt nicht nach Schmeichelei, sondern nach ehrlicher Begeisterung. „Es geht um emotionale Überforderung, um Depressionen und den Umgang mit depressiven Menschen“, umkreist er die Botschaft der englischsprachigen Worte, die er dem Zuhörer in dem melancholisch-getragenen Stück ins Ohr flüstert. Seit wann Jonas David sein Leben der Musik widmet, kann er nicht sagen. Irgendwie schon immer und so richtig erst nach seiner Ausbildung zum Mediendesigner. „Ich habe Songs geschrieben, aber nicht professionell, das kam Stück für Stück,“ sagt er. Auf die Feststellung „Aber jetzt hast du es professionalisiert“ reagiert er überrascht mit „Ja? Dankeschön! Das ist ja immer subjektiv“ – und auf die Nachfrage, warum zwischen seinem ersten Album (2011), seinem zweiten (2017) und dem in den nächsten Monaten erscheinenden Album „Goliath“ jeweils Pausen von mehreren Jahren liegen, antwortet er ausweichend: „Das ist ja schon fast eine persönliche Frage!“.
Er spricht vom Druck in der Branche, erwähnt, dass er auch Filmmusik schreibt und blüht plötzlich auf, verwandelt den Biergarten des Café Simonz’ mit seinen Worten in ein hippes Café in Berlin Prenzlauer Berg und erzählt lässig vom Matthias, der ihn angeschrieben habe, weil ihm Jonas Davids Musik gefalle, und für dessen Film „Vaterfreuden“ er schließlich komponierte. Gemeint ist natürlich Matthias Schweighöfer, der Schauspieler – und als wäre das nicht Metropolen-Feeling genug, kommt im nächsten Moment der Rapper Metaphysics ins Café geschlendert, ein Mitglied der Gruppe „Söhne Mannheims“. Die beiden grüßen sich und Jonas David verrät: „Mit seiner Unterstützung habe ich an meinem ersten Album gearbeitet.“
Wenige Worte später löst sich das Café in Prenzlauer Berg in gedanklichem Nebel auf und wird zu einem Strand auf Sizilien, wo Jonas David im letzten Jahr seine „Kreativblindheit“ kuriert und sein neues Album sowie das Musikvideo zu „SORRI“ produziert hat. „Natürlich ist es romantisiert, so weit weg zu fahren“, gibt er zu. Aber wer in vertrauter Umgebung bleibt, kommt nicht auf neue Ideen. Die Lieder auf seinem Album, so David, behandeln das Gefühl, vor unüberwindbaren Bergen zu stehen.
Zurück im Biergarten des Café Simonz verrät er, dass er in seiner Heimatstadt nicht gerne auftritt („Mir fehlen hier einfach die guten Live-Läden, vielleicht mal abgesehen vom LOCH“), aber gerne einmal im Wuppertaler Schauspielhaus Musik machen würde, und dass er es trotz ambivalenter Gefühle für seine Stadt nach längeren Auslandsaufenthalten kaum erwarten kann, wieder bergischen Boden unter den Füßen zu spüren.
Die Erklärung, warum „SORRI“ mit „I“ anstatt mit „Y“ geschrieben wird, kommt zum Schluss: „Ich hatte Freundschaften, die wurden zu Schweigen. Irgendwann kam man am Tresen mit ein paar Schnäpsen wieder zusammen, um alles aufzuarbeiten. ‚Sorri’ mit i bedeutet auf portugiesisch ‚lächeln’ – und um genau diesen Twist geht es.“