Samstag ab 15 Uhr „Robin Hood“ – anders als man(n) denkt

Wuppertal · Robin Hood – eine große Legende, die es zu vielen Kino-Erfolgen gebracht hat. Im Wuppertaler Schauspiel wurde der Stoff für das Familienstück jetzt etwas anders aufgezäumt. Zurzeit gibt’s das Ganze nur als Video-Stream. Und obwohl das „echte“ Feeling fehlt, ist die Inszenierung von Henner Kallmeyer absolut sehenswert.

Es geht natürlich auch tüchtig zur Sache.

Foto: Uwe Schinkel

Akustisch versüßt mit der Sinfonieorchester-Musik von William Shaw, entführt der Wuppertaler „Robin Hood“ seine Zuschauer (ab sechs Jahren) in das England des Mittelalters. Doch diesmal steht nicht der männliche Robin von Locksley im Mittelpunkt. Nein – hier läuft es mal anders: Robin von Locksley (Annou Reiners) ist die Nichte des Königs Richard Löwenherz, den der übel gesinnte Normanne Guy Gisborne (Kevin Wilke) gestürzt hat und sich an dessen Stelle auf dem Thron platzieren will.

Das bisher friedliche Zusammenleben zwischen Normannen und Sachsen in England ist damit zerstört, Prinzessin Robin muss fliehen – und hat nur noch eine Hoffnung: den sagenhaften Robin Hood, der sich vor längerer Zeit in den Wald von Sherwood zurückgezogen hat und von dem man eigentlich gar nicht genau weiß, ob er nicht vielleicht nur eine Märchengestalt ist ... Nur so viel steht fest: Die Sage erzählt, dass Robin Hood versprach zurückzukommen, wenn das Land in Not ist. Also macht sich die bisher sorgenfreie Prinzessin Robin, die ihren (allzu sehr an einen Mann erinnernden) Vornamen übrigens gar nicht so toll findet, auf die abenteuerliche Suche nach ihrem Namensvetter. Und muss dabei feststellen: Abenteuer machen ganz schön viel Arbeit!

Ein wenig mehr als eine Stunde lang verzaubert das Wuppertaler Ensemble sein (virtuelles) Publikum mit einer Reise durch den verwunschenen Wald (das nur angedeutete und doch sehr passende Bühnenbild stammt von Franziska Gebhardt), der viele Begegnungen bereithält: Ganz großes komödiantisches Talent entfaltet nach gelungenem Kleidertausch Martin Petschan als Taschendieb Mario, der fortan nicht mehr von Prinzessin Robins Seite weichen wird. Zwei königliche Ausrufer und Gefangenenwächter wider Willen (traumhaft tollpatschig, aber nicht nur: Silvia Munzón López) bevölkern die Bühne ebenso wie eine Neumond-Hexe, ein tanzender Honigbär, ein Ritter-Finsterling mit Gesichtsmaske à la „Star Wars“ und manches andere Wesen mehr.

Die beiden halten fest zusammen auf ihrer Suche nach dem legendären Robin Hood: Prinzessin Robin von Locksley (Annou Reiners) und der Taschendieb Mario (Martin Petschan) – bei Annäherung übrigens stets inklusive elegantem Corona-Mund-Nase-Schutz.

Foto: Uwe Schinkel

Annou Reiners spielt sie wundervoll die junge Prinzessin, die an ihrer großen Aufgabe ziemlich zu kauen hat – und doch sehr daran wächst. Kevin Wilke gibt einen arrogant-selbstverliebten Bösewicht Gisborne, dem man wünscht, dass ihm sein finsterer Machtergreifungsplan nicht gelingt. Und so kommt es ja auch: Denn das Mädchen Robin findet ihn (eher zufällig), den großen Robin Hood ... Mehr soll nicht verraten werden!

Dieses Familienstück verdient die Bezeichnung absolut: Ob kleine Zuschauer oder große – alle werden gebannt zusehen, lachen, rasante Schwertkämpfe erleben sowie eine beeindruckende tänzerische Traumsequenz, in der das Meer in den Wald kommt. Alle lernen spielerisch etwas über Gerechtigkeit, friedliches Zusammenleben, Mut, Selbstvertrauen – und dass die Guten zusammenhalten müssen, wenn sie die Bösen überwinden wollen. Auch wenn es nichts schadet, dabei ein wenig Glück oder ein bisschen guten Hexenzauber zu haben.