„Mehr : Wert“: Kunst aus der Sparkasse trifft Kunst aus dem Museum Wenn Bilder miteinander sprechen

Wuppertal · Im langsam wieder anlaufenden Von der Heydt-Museum startet am Dienstag (26. Mai 2020) die auf acht Räume verteilte Ausstellung „Mehr : Wert“. Gezeigt wird eine ungewöhnliche Gegenüberstellungs-Begegnung zweier Wuppertaler Kunstsammlungen: die seit 50 Jahren aufgebaute der Stadtsparkasse sowie die mit Blick auf die Moderne und Gegenwart ebenfalls stetig gewachsene des Von der Heydt-Museums selbst. Zu sehen sind bis zum 2. August 2020 Werke von insgesamt 83 Künstlern.

Rob de Vry, Serie: Draperien links: Carlo Crevelli "thronende Maria mit dem Kinde ...", Jahr 2011, Sammlung Stadtsparkasse Wuppertal

Foto: Björn Ueberholz

Obwohl Sparkassen-Chef Gunther Wölfges zum Ausstellungsstart mit augenzwinkernder Bescheidenheit eher von „einer An-Sammlung als einer klassischen Sammlung“ sprach, hat das Wuppertaler Geldinstitut mehr als 3.000 Werke von 700 Künstlern zu bieten. Der überwiegende Teil davon hängt (oder steht) in Büros oder Kundenbereichen. Beim Ankauf stand (und steht auch heute) das „Leitmotiv Wuppertal“ im Vordergrund: Sämtliche Künstler und/oder Werke haben einen Bezug zur Stadt. Darunter sind zahlreiche weltweit bekannte Namen: Max Bill, Tony Cragg, Christo, Robert Motherwell, Nam June Paik, A. R. Penck, Corinne Wasmuth oder Bogomir Ecker.

Viele dieser Künstler finden sich auch in der Sammlung des Von der Heydt-Museums wieder. Und so hat Ex-Musuemsdirektor Gerhard Finckh als Kurator von „Mehr : Wert“ diese und andere Überschneidungen, Annäherungen beziehungsweise Motiv-Responsionen genutzt, um einen künstlerischen Dialog möglich zu machen. Entstanden ist dabei ein besonderer Blick auf die Moderne, der, so der neue Museumsdirektor Roland Mönig, „wie ein Essay konzipiert ist.“ Gerhard Finckh ergänzt das so: „Ja, natürlich, es ist eine willkürliche Auswahl ohne wissenschaftlichen Anspruch, aber die beiden sehr unterschiedlichen Sammlungen stecken voller Berührungspunkte.“

Lucio Fontana, Raumkonzept, rot mit Steinen, Jahr 1954, Sammlung Von der Heydt-Museum

Foto: Antje Zeis-Loi

Die acht Räume, aus denen „Mehr : Wert“ besteht, widmen sich acht Sektoren des menschlichen Er-Lebens – und der Frage, wie Künstler der beiden Sammlung jeweils auf diese Sektoren reagiert haben. „Menschen und Masken“ (wobei nicht die aktuelle Corona-Maskenzeit gemeint ist), „Rot sehen“, „Unschärferelationen“, „Architektur“, „Die vier Elemente“, „Frei schwingende Formen“, „Maß, Zahl, Geometrie“ sowie „Nähe und Ferne“ – so heißen die Räume, in denen nie zu viele und nie zu wenige Bilder im wahrsten Sinn des Wortes miteinander sprechen. Ein ungewöhnliches Ereignis ist der Gang durch diese acht Räume – und eine höchst facettenreiche Überraschung, wie viel Gegenwartskunst-Reichtum Wuppertal zu bieten hat.

Lucebert, Die vielen Alten, Jahr 1962, Sammlung Von der Heydt-Museum

Foto: Antje Zeis-Loi

Matthias Neumann, Koch am Wall, Sammlung Stadtsparkasse Wuppertal

Foto: Björn Ueberholz

Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Gunther Wölfges machte grundsätzlich darauf aufmerksam, dass das Geldinstitut, das die Förderung von Kunst und Kultur stets offensiv im Blick hat, hierbei bewusst der Fragestellung folge, wie die „überragenden Themen der Bildenden Kunst in die Breite der Bevölkerung gebracht werden können, wie man das Thema Kunst zum Thema der Menschen machen kann.“ Für Museumsdirektor Roland Mönig ist klar, dass „sein“ neues Haus Lebensqualität für die Menschen sichert – und so lag es für Museum und Sparkasse gleichermaßen nahe, als Ausstellungstitel die ebenso einfache wie vieldeutige Wort- und Orthografie-Lösung „Mehr : Wert“ zu wählen.