Windfuhr setzt Maßstäbe

Szenisch bleibt "Madame Butterfly" ziemlich konventionell, musikalisch kann sie sich nicht nur wegen des Dirigenten hören lassen.

Das blutige Ende ist nahe: Hye-Won Nam in der Rolle der „Madame Butterfly“ — und ihr Sohn (Steve Kinreich).

Foto: Uwe Stratmann

Am Ende siegt leider doch der Kitsch. Dabei hat die Neuinszenierung von "Madame Butterfly", die am Freitag im Opernhaus ihre Premiere erlebte, ganz ansehnlich begonnen. Unprätentiös und geradlinig erzählt Regisseur Dominik Neuner die Geschichte von der erst 15-jährigen Japanerin, die sich auf eine Ehe mit einem amerikanischen Marineoffizier einlässt — was für diesen ein flüchtiges Abenteuer, für sie bitterer Ernst ist.

Das vom Regisseur entworfene Bühnenbild deutet in klaren geometrischen Formen japanische Architektur an, die Kostüme (Ute Frühling) vermitteln unaufdringlich entsprechendes Lokalkolorit. Neuner spielt nicht die gute Japanerin gegen den bösen Amerikaner aus, sondern fragt ganz altmodisch nach den Beweggründen der Protagonisten. Das funktioniert leidlich gut, lässt der Musik viel Raum, könnte allerdings eine noch genauere Personenregie vertragen. Wenn Cio-Cio-San, genannt "Butterfly", ihren Selbstmord melodramatisch inszeniert, dann gerät das Konzept letztendlich doch konventioneller, als der Regisseur sich das gedacht haben mag.

Gesungen wird durchweg auf hohem Niveau. In der Titelpartie glänzt die Koreanerin Hye-Won Nam mit interessantem, ein wenig "gläsernem" Timbre, was ihr eine interessante Aura verleiht, auch wenn die Höhe mitunter etwas scharf klingt (und die Intonation gelegentlich ungenau ist). Timothy Richards gibt einen soliden Offizier Pinkerton — keine Riesenstimme, aber ein auch bei den Spitzentönen sicherer Tenor. Ganz ausgezeichnet gestaltet Bariton Heikki Kilpeläinen den Konsul Sharpless mit Noblesse. Auch die kleineren Partien sind gut besetzt, und Chor und Extrachor (Einstudierung: Jens Bingert) singen mit berückend schönem Klang.

Höchst spannend war diese Premiere aber vor allem wegen des Dirigenten Ulrich Windfuhr, der im Schaulaufen um die vakante Chefdirigentenstelle nachhaltige Akzente setzt. Mit dem sehr konzentrierten Sinfonieorchester in bester Verfassung zeichnet er eine imposante Palette an Klangfarben, und jedes Detail ist genau durchgestaltet. Da weiß jemand offenbar sehr genau, was er will — und wie er das mit dem Orchester auch umsetzen kann.

In den weiteren Vorstellungen werden sich noch andere (hochkarätige) Dirigenten vorstellen. Mit Bewerbern von solchem Format muss einem um die Zukunft des Orchesters nicht bange sein.