Tanzhaus Wuppertal Kristopher Zech: „Sonst gibt es uns bald nicht mehr“

Wuppertal · Kristopher Zech, Betreiber des „Tanzhaus Wuppertal“, beschreibt in einem offenen Brief die durch den zweiten Lockdown inzwischen sehr angespannte Lage. Er sagt: „Wir brauchen Hilfe, eine Strategie und vor allem Perspektiven.“ Der Wortlaut.

Kristopher Zech.

Foto: Tanzhaus Wuppertal

„Mein Name ist Kristopher Zech, ich bin Betreiber vom Tanzhaus Wuppertal, Unternehmer, Arbeitgeber, Choreograph, Dozent für Bühnentanz, Familienvater und nun seit gut einem Jahr Krisenmanager. Vor gut 25 Jahren habe ich ein Projekt gegründet, aus dem über die Jahre hinweg das Tanzhaus Wuppertal entstanden und gewachsen ist. Ein Ort, an dem viele Kinder und Jugendliche ihre Kindheit und Jugend verbracht haben, viele Persönlichkeiten gewachsen sind und geprägt wurden, viele positive Erinnerungen hängen und ein regelmäßiger Treffpunkt für Kinder und Jugendlicher aller Altersklassen war.

Seit vier Monaten befinden wir uns nun im zweiten Lockdown. Ein Ende nicht in Sicht. Aufgezeigte Strategien und Perspektiven? Theorien und Experimente! Die versprochenen Hilfen und Unterstützungen? Mogelpackungen und komplizierte Verfahren, von denen man keinen Betrieb absichern kann! Hat man als Kind nicht schon gelernt, versprich nur, was du auch halten kannst? Wir sind kreativ, unterrichten unsere Schülerinnen und Schüler über Zoom, denken uns immer wieder verschiedene Aktionen aus, kooperieren mit anderen Tanz- und Ballettschulen und versuchen trotz allem in die Zukunft zu blicken um Perspektiven und Motivation zu schaffen. Kurz gesagt – a ir machen das Beste aus der Situation und können trotzdem nicht aufhalten, dass 25 Jahre Geschichte, Tradition und Lebensfreude nach und nach auseinanderbröckeln.

Wichtige Einnahmen aus Vermietungen und Veranstaltungen fehlen nahezu komplett … Seit Monaten keine Neuanmeldungen … Die Kündigungen häufen sich, weil bei den Kindern und Jugendlichen verständlicherweise die Internetmüdigkeit stetig wächst, sie vor den Bildschirmen den Spaß an ihrem Hobby verlieren oder die Eltern selbst in finanzielle Engpässe kommen … Private und geschäftliche Rücklagen sind aufgebraucht …

Von Kolleginnen und Kollegen anderer Tanz- und Ballettschulen höre ich täglich dieselben Problematiken. Die ersten geben auf und schließen ihre Schulen für immer. Freizeiteinrichtungen, Kulturschaffende und Theater stehen vor dem Aus, die Gastronomie schleppt sich mit ,Take away – Angeboten‘ von Monat zu Monat, der Einzelhandel und und und….

Das Tanzhaus ist verwaist.

Foto: Tanzhaus Wuppertal

Wieso ist es nicht möglich schneller zu impfen? Wo sind die Schnelltests? Wieso dauert es Monate bis die versprochenen und doch viel zu mangelhaften staatlichen Hilfen eintreffen?

Die Türen sind seit langem geschlossen.

Foto: Tanzhaus Wuppertal

Ja, ich glaube, dass es Corona gibt, aber der Umgang damit scheint mir schon lange nicht mehr sinnvoll zu sein. Es wurde schon vor Monaten gesagt, wir müssten lernen damit zu leben, weil es uns noch lange begleiten wird. Wann genau fangen wir damit denn an? Ich kann kämpfen und habe einen langen Atem, aber wir brauchen Hilfe, eine Strategie und vor allem Perspektiven – sonst gibt es uns bald nicht mehr!“