Unmut in freier Szene Kulturausschuss: Bürokratie als Bremsklotz

Wuppertal · Weil die jüngste Sitzung des Kulturausschusses wegen Corona nicht offiziell und öffentlich stattfinden konnte, gab es großen Unmut in der freien Kulturszene. Die konnte bei einem informellen Online-Treffen des Gremiums nicht mit im Boot sein – ebensowenig wie die (Presse-)Öffentlichkeit.

Der Wuppertaler Bildhauer Eckehard Lowisch mit seiner "Engels2020“-Skulptur.

Foto: Ralf Silberkuhl

Geplant war die „normale“ Ausschusssitzung am Mittwoch im Ratssaal. Wegen eines Corona-Infektionsfalles im wenige Tage vorher gelaufenen Verkehrsausschuss wurde das Kulturtreffen abgesagt. Getagt haben die Politiker und bereits gewählten Ausschussmitglieder trotzdem – virtuell. Allerdings ohne einige Vertreter der freien Szene – beispielsweise aus dem „Kulturrat“, der sich vor kur- zem gebildet hatte.

Rolf Köster, Vorsitzender des Kulturausschusses, bedauert die „bürokratischen Verwicklungen, die zu diesem unglücklichen Ablauf geführt haben“. Der Hintergrund: Die „sachkundigen Einwohner“, die im Ausschuss eine beratende Stimme haben, sind noch nicht offiziell gewählt: Das passiert erst in der Ratssitzung am Montag. Ein Schreiben Kösters, in dem er allen Beteiligten dieses Problem erklärte, wurde „leider nicht optimal kommuniziert“. Außerdem hatten sieben Mitglieder des Kulturausschusses ihre datenschutzrechtliche Zustimmung zur Öffnung des informellen Digital-Treffens (für das es übrigens kein Sitzungsgeld gibt) nicht erteilt. Rolf Köster vermutet, dass das keineswegs aus grundsätzlichen Erwägungen, sondern vielmehr aus Vergesslichkeit geschah. In der Kürze der Zeit sei es aber unmöglich gewesen, die fehlenden Zustimmungen noch zu bekommen.

Für Köster ist klar, dass es sehr bald nach der Ratssitzung am Montag eine zwar ebenfalls virtuelle, aber komplett besetzte (und öffentliche) Sondersitzung des Kulturausschusses geben muss. „Es geht mir darum, den Kulturausschuss in Zukunft zu einem offenen Beteiligungsforum als Lobbyist für die gesamte Kultur der Stadt zu entwickeln.“

Das passt zu einer Forderung, die der „Kulturrat“ am Mittwoch im Verlauf einer eigenen virtuellen Sitzung formulierte: „Wir wollen aktiv in die Arbeit des Kulturausschusses einbezogen werden“, sagte dort beispielsweise David J. Becher von der „Utopiastadt“. Außerdem machte Bildhauer Eckehard Lowisch deutlich: „Wir sind nicht freie Kultur hier und etablierte Kultur dort, sondern eine Kultur.“

Rolf Köster hat für die Zukunft zwei neue Kulturausschuss-Formate auf der Agenda: Bei „Kulturausschuss vor Ort“ sollen die Gremienmitglieder gemeinsam Veranstaltungen besuchen und sich vor Ort live in der Szene umschauen, bei „Kulturauschuss im Gespräch“ geht es um, wie der CDU-Kommunalpolitiker sagt, „Input aus der Szene“. Er habe nach einer diesbezüglichen Mail-Aktion bereits rund 20 Antworten bekommen: „Dabei zeigt sich, dass die freie Szene sich deutlich mehr Wertschätzung wünscht, auf verstärkten Dialog und Transparenz in Sachen kulturpolitischer Entscheidungen und Abläufe drängt sowie konkrete Hilfe bei der Antragstellung in Sachen Corona-Unterstützung braucht.“