Zwei neue Wuppertaler Bücher Einmal üppig, einmal struppig

Wuppertal · Zwei neue – und sehr unterschiedliche – Bücher gibt es aus Wuppertaler Federn: einen historischen Abenteuerroman und eine schräge Sammlung von kurzen Dramen.

„Die Fälscherin von Venedig“ von Christian Schnalke ist im Piper-Verlag erschienen und kostet im Buchhandel 22 Euro.

Foto: Piper Verlag

Christian Schnalke ist langjähriger Wuppertaler, der heute in Köln lebt. Von ihm stammen Drehbücher für große Fernsehmehrteiler und preisgekrönte TV-Events wie „Die Patriarchin“, „Krupp – eine deutsche Familie“ oder auch „Afrika, mon amour“. Anfang 2019 hat er seinen ersten Roman vorgelegt – „Römisches Fieber“, einen Krimi aus der Zeit der Klassik um 1818.

Jetzt ist Roman Nr. 2 auf dem Markt, und der ist die Fortsetzung von „Römisches Fieber“: „Die Fälscherin von Venedig“ spielt kurz danach in der Lagunenstadt, die unter österreichischer Besatzung steht. Franz Wercker, der Held aus „Römisches Fieber“, wurde unschuldig zum Tode verurteilt, von der Vatikanpolizei vorerst begnadigt, dann als verdeckter Ermittler nach Venedig geschickt, um Kunstfälschern auf die Spur zu kommen, die bedeutende Kunstwerke stehlen und kopieren. Christian Schnalke weiß wohl zu erzählen und üppige Bilder zu schaffen. Für die Geschichte Franz Werckers, der sozusagen um sein Leben ermittelt, greift er in die Vollen – das gilt für Farbigkeit, Action, historische Details, Ortskenntnis sowie das Auf und Ab der Gefühle sowieso. Wer „Römisches Fieber“ kennt, wird gute Anschlüsse finden, „Die Fälscherin von Venedig“ klappt aber auch ohne solches Vorwissen.

Die Wege und Spuren dieses 490-Seiten-Romanes führen an dunkle Orte, in finstere Seelen, durch ganz Venedig, auch bis nach Weimar zu Wolfgang von Goethe, in verliebte Herzen, auf verwirrende Irrwege – und schließlich zu einem filmreif gemachten Showdown mit wahrlich überraschender Aufklärung der kriminalistischen Handlung.

Ein appetitlicher Genuss für alle, die die große und gerne auch atemlose Historiendrama-Klassik mögen.

Gunter Wollschläger: „Haumanns Ankündigung und andere Dramen“, Nordpark-Verlag, 20 Euro.

Foto: Nordpark Verlag

Historiendramen dagegen hat „Haumanns Ankündigung“ nun gar nicht zu bieten: Dafür aber fünf kurze Theaterstücke, die von Herzen das Adjektiv „struppig“ verdienen – mächtig gegen den Strich gebürstet nämlich. Und eben drum sehr lesenswert – auch wenn das manchmal gar nicht so leicht fällt.

Gunter Wollschläger, der „Haumanns Ankündigung und andere Dramen“ auf 242 Seiten niedergeschrieben hat, arbeitete bis 1985 in der Kreativschule Wuppertal und hat auch Bücher über während dieser Zeit gewonnene theaterpädagogische Erkenntnisse publiziert.

Im Titeltext „Haumanns Ankündigung“ geht es auf skurille Weise um Ereignisse rund um die geplante Einweihung der Döppersberger Bahnhofs-Mall – damit ist auch eine Prise Lokalkolorit im Gewürzregal. Die weiteren Stücke spielen in einer Kurklinik, in einem Planungsbüro, in einem Haus an einem sehr seltsamen See und in der Stadt Olympia, wo es zu einem akrobatischen Kunststück auf dem Dach eines Wasserturmes kommen soll.

Wer sich auf die Dramen dieses Buche einlässt, wer sie sich (oder anderen) im Idealfall laut vorliest, wird schnell hineingezogen in einen Bilderreigen voller Absurditäten, hinter denen allerdings doch stets ein sehr nachdenklich stimmender Sinn steckt. Dem nachzuspüren, den herauszufiltern lohnt sich, wenn auch der Weg dorthin „struppig“ ist.

Zum Schluss: „Fips“, das Dreiakter-Stück mit dem Haus an einem sehr seltsamen See – das ist das beste in diesem Band. Solch absurdes Theater gehört wirklich auf eine Bühne!