Frauenchor Singend ihren Weg finden

Wuppertal · Der internationale Frauenchor oder kurz WoW (Women of Wuppertal) unter der Leitung der Musikpädagogin und Sängerin Hayat Chaoui sorgt für einen stimmgewaltigen Farbtupfer in Wuppertals Kulturszene.

Dieses Bild zeigt einen Teil des Chores nach einem Auftritt in Bielefeld im Rahmen eines Festes für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer. Rechts vorne stehend: Hayat Chaoui.

Foto: Bettina Osswald

Wenn sie auf der Bühne stehen, ziehen sie ihr Publikum spätestens nach dem zweiten Song in ihren Bann. Es sind nicht nur die Stimmen der rund 40 Sängerinnen, die verzaubern, sondern die Leidenschaft, mit der sie ihr Repertoire vortragen. Dazu kommen die farbenfrohen Outfits, die oftmals die Heimattrachten der Chormitglieder sind.

Dabei waren es bei der Gründung des Chores weniger die künstlerischen Aspekte, die im Vordergrund standen. "WoW entstand 2015 im Rahmen einer vom Wuppertaler Jobcenter finanzierten Maßnahme für Mütter mit Migrationshintergrund, die vom Verein Alpha durchgeführt wurde. Ziel war und ist es, Frauen beruflich zu fördern und sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren", berichtet Hayat Chaoui, Gesangspädagogin an der Bergischen Musikschule und Sängerin, die seit Beginn die Leitung des Chores hat.

Bessere Perspektiven bei der Jobsuche durch Chorgesang? Hört sich auf den ersten Blick etwas weltfremd an, hat aber Hand und Fuß: "Im Rahmen der Maßnahme sollen die persönlichen und sozialen Kompetenzen gefördert werden. Singen erfordert eine bestimmte Haltung, korrekte Atmung und Stimmtraining. Das sowie die Kommunikation und das soziale Miteinander werden im Chor gefördert. Von Beginn an stand fest, dass wir auf die Bühne gehen, denn wir möchten die Frauen aus ihren Nischen herausholen. Mir persönlich war es außerdem wichtig, den Chor eng an die Bergische Musikschule anzubinden, um hier Hemmschwellen abzubauen, unser Angebot zu zeigen, um so vielleicht auch einmal die Kinder meiner Sängerinnen in einem Kurs begrüßen zu können", ist Hayat Chaoui mit viel Engagement bei der Sache.

Da die Chorleiterin als Tochter marokkanischer Eltern selbst einen Migrationshintergrund hat, fällt es ihr leicht, mit den Frauen in Kontakt zu treten. Und das muss sie ständig unter Beweis stellen: "Anfangs sind viele skeptisch, sehen den Chor als reine Pflichtübung. Aber viele möchten nach Ende der Maßnahme weiter singen, hier denken wir momentan über eine Lösung nach. Noch ist es so, dass immer wieder neue Frauen dazukommen, mit denen ich oft bei Null anfangen muss."
Immer wieder überrascht es Hayat Chaoui, welche Ressourcen aus der Vergangenheit bei den Sängerinnen vorhanden sind: Viele sprechen mehrere Sprachen oder haben schon in einem Gospelchor gesunden. WoW ist ein wenig wie eine Familie, in der die Herkunft keine Rolle spielt — und man respektiert wird.
Und genauso international wie die Besetzung, ist auch das Repertoire von WoW: "Wir singen in den Sprachen der Teilnehmer und auf Deutsch. Gerne erinnere ich mich an eine Polin, die nicht sehr motiviert war, bis ich ein polnisches Lied dabei hatte, da war das Eis gebrochen. Und ich sage immer, das Spannende passiert zwischen dem Singen, denn wir sprechen sehr genau über die Texte, auch über religiöse Inhalte", gibt Hayat Chaoui einen kleinen Einblick in den Arbeitsalltag des Chores.

Den ersten Auftritt hatte der Chor bei einem Fest der AWO in Düsseldorf, unter freiem Himmel im Regen, aber am Ende waren alle glücklich und vom Chorprojekt überzeugt. Viele weitere Auftritte, auch im Theater im Engelsgarten und in der Stadthalle, folgten.

"Mittlerweile gibt es ein festes Ritual. Wir starten aus musikalischen Gründen mit einem mystischen arabischen Lied und unser 'Rausschmeißer' ist eigentlich unser Lieblingslied, 'This little Light of Mine'. Das trifft dann auf sehr persönliche Art auf jede Sängerin zu", so Hayat Chaoui