Im Porträt: Philippine Pachl (Wuppertaler Bühnen) "Lisa ist eine absolut tragische Figur"

Wuppertal · Seit zwei Jahren ist Philippine Pachl fest im Ensemble des Wuppertaler Schauspiels. Gerade in der aktuellen Spielzeit hat sie sich mit großen Rollen profiliert.

Schauspielerin Philippine Pachl steht momentan in der Rolle der „Lisa“ in Gorkijs „Kinder der Sonne“ auf der Bühne des Theaters am Engelsgarten.

Foto: Sebastian Eichhorn

Im Zwei-Personen-Stück "Gift" spielte sie an der Seite von Thomas Braus eine verzweifelte Mutter, die den Tod ihres Kindes nicht verarbeiten kann. Jetzt ist Pachl in Gorkijs "Kinder der Sonne" in der weiblichen Hauptrolle als Lisa zu sehen. Zwischen den anstrengenden Proben fand sie Zeit für ein Gespräch mit der Rundschau.

Ist für Philippine Pachl das Stück auch in der heutigen Zeit noch aktuell? "Auf jeden Fall! Gorkij zeigt eine Gruppe Intellektueller, die selbstgefällig in einer Schutzzone leben. Was draußen in der Gesellschaft vor sich geht, dringt nicht in ihre heile Welt. Nur Lisa sieht die Missstände, möchte das Leben aller Menschen verbessern, sehnt sich nach einer Welt voller Liebe und Harmonie, in der es keine Brutalität und keinen Hass gibt."

Philippine Pachl weiter: "Lisa will, dass jeder Mensch ein Kind der Sonne ist. Die Epidemie, die im Land herrscht, ist für uns eine Metapher für Flüchtlinge, Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger. Es gibt Millionen von Menschen, die in Not sind. Im Stück sage ich, dass ich Menschen sehe, die um einen Platz auf einem Boot kämpfen, um zu überleben. Aktueller kann man gar nicht sein", so die Schauspielerin, die gerne große Rollen spielt und den Erfolg genießt.

Als einen naiven Menschen sieht Pachl Lisa nicht, eher als eine sehr sensible Frau, die genau beobachtet, was drinnen wie draußen geschieht. "Lisa versucht, ein traumatisches Erlebnis aus eigener Kraft zu bewältigen. Ihr wird aber von den anderen gesagt, dass sie krank und anstrengend sei. Sie versucht, in der Gruppe eine verwandte Seele zu finden, entwickelt Gefühle für Boris, versucht abzugleichen, ob er zu ihrer Lebensutopie passt. Sein Zynismus stößt sie ab und sie versucht, ihre Gefühle für ihn zu ignorieren. Als sie endlich erkennt, dass sie ihn zu ihrem Leben braucht, ist es zu spät."

Sind Lisa und die Mutter in "Gift" als Figuren für die Schauspielerin vergleichbar? "Lisa ist eine absolut tragische Figur mit schwarzen Flügeln. Beide Frauen sind depressiv und haben einen Hang zur Trauer. Aber Lisa will ihr Trauma vergessen, das Leben genießen. Die Mutter in ,Gift' klammert sich an ihre Erinnerungen, kann nicht loslassen."

Auch wenn Philippine Pachl das Leben als Schauspielerin genießt, gibt es eine zweite große Leidenschaft — die Musik. "Zusammen mit den Kollegen Stefan Walz und Lukas Mundas war ich beim ,Wunschkonzert' im ,Sommerloch' dabei. Nun ist mir quasi ein DJ über den Weg gelaufen, ich strecke meine Fühler in diese Richtung aus. Das ist der nächste Schritt, den ich erreichen möchte."

An Wuppertal hat sich die Schauspielerin mittlerweile gewöhnt, auch die schönen Ecken der Stadt entdeckt. So bummelt sie in ihrer Freizeit gerne durch Elberfeld, geht ins Kino oder joggt durch den Kothener Wald. "Und", so sagt sie weiter, "wenn das Wetter es zulässt, bin ich mit meinem Sohn Kasimir gerne im Freibad der Wasserfreunde."