Letztes Konzert des Japaners Kamioka: Abschied in Bescheidenheit

Wuppertal · Salbungsvolle Reden hatte sich Toshiyuki Kamioka anlässlich seines letzten Konzerts als Chefdirigent des Wuppertaler Sinfonieorchesters verbeten. "Abschiedskonzert" als Motto des Abends — das musste reichen.

Das Ende einer Ära: Toshiyuki Kamiokas letztes Konzert mit „seinem“ Sinfonieorchester. Ein unpathetischer Abschied.

Foto: Karl-Heinz Krauskopf

Angetreten war er vor zwölf Jahren — mit der Ankündigung, mit dem Orchester einen eigenen, unverwechselbaren Klang zu entwickeln. Auch wenn das rhetorisch etwas hoch gegriffen war: Die Qualität, die Kamioka mit den Musikern in den gemeinsamen Jahren erreicht hat, kann sich hören lassen. So auch Bach (eine Fuge aus dem "Musikalischen Opfer" in der Orchesterfassung von Anton Webern) und Mozart (die recht selten gespielte Symphonie Nr. 33 B-Dur), mit vergleichsweise großer Streicherbesetzung sehr kultiviert, aber auch ganz Kamioka-typisch mit romantischem Einschlag dargeboten wie in Samt gebettet, allerdings auf Kosten der rhythmischen Prägnanz. Nach der Pause dann sehr eindrucksvoll die 1. Symphonie von Johannes Brahms mit großem Spannungsbogen und dunklem, sattem (nicht unbedingt transparentem) Mischklang.

Man darf gespannt sein, welche Akzente die zukünftige Orchesterchefin Julia Jones, die als akribische Arbeiterin gilt, setzen wird. Nach zwölf Jahren ist so ein Wechsel nicht ganz falsch.

Kamiokas charismatische Ausstrahlung beim Dirigieren wird man sicher vermissen— ihm zuzusehen ist nach wie vor ein Ereignis für sich. Auch in diesem Konzert. Gelegentlich ließ er das Orchester fast alleine spielen, fast unbeteiligt daneben stehend und nur kleine Zeichen gebend, dann wieder stürzte er sich mit vollem Körpereinsatz in die Musik. Auch der obligate Hüpfer zu den triumphalen Schlussakkorden fehlte nicht.

Am Ende dieses bis auf den allerletzten Platz auf dem Chorpodium ausverkauften Sonntagskonzert (bei der Wiederholung am Montag soll es nicht anders gewesen sein) gab es stehende Ovationen. Kamioka reihte sich sympathisch bescheiden in die Reihen des Orchesters ein, bedankte sich bei, ein letztes Mal darf er das sagen, "seinen" Musikern. Keine Zugabe, stattdessen schneller Aufbruch. Ein betont unpathetischer Abschied.