Stadtgeschichte Als die Grand-Prix-Starterin in Elberfeld das Bier servierte ...
Wuppertal · Als im ZDF-Dreiteiler „Ku’damm 63“ diese Woche der (nicht fiktive) Name Nora Nova auftauchte, weckte das bei vielen Wuppertalerinnen und Wuppertalern besondere Erinnerungen. Speziell an die Zeit, als das Kneipen-Nachleben in der Stadt noch blühte.
Jeweils über fünf Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer haben die Historienserie „Ku’damm 63“ im ZDF verfolgt. Zur Starbesetzung mit Uwe Ochsenknecht und Heino Ferch zählte auch Claudia Michelsen in der Rolle der Ku‘damm-Tanzschul-Besitzerin Caterina Schöllack, deren drei Töchter Monika, Helga und Eva sich im Jahre 1963 mit gesellschaftlichen Zwängen und persönlichen Liebesdramen auseinandersetzen. Die Ehen der drei Schwestern waren schwierig – jede auf ihre eigene Weise.
In der dritten Folge nahm Tochter Monika am deutschen Vorentscheid für den „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ teil, der 1964 in Kopenhagen stattfand. Sie bekam zwar Standing Ovations für ihr Liebeslied, aber sie gewann ebensowenig wie „Lore Lay“, die von Helen Schneider gespielt wurde und die historisch an Marlene Dietrich erinnern sollte. Den Sieg im Vorentscheid holte dagegen eine Sängerin namens Nora Nova. Nicht nur im ZDF, sondern auch in der Realität. In Kopenhagen wurde sie am 21. März 1964 in Tivolis Konzertsaal mit „Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne“ Letzte – ohne Punkt, wie auch drei andere. Danach hat es Nora Nova nach Wuppertal verschlagen. Sie war die Lebenspartnerin und sogar die zweite Ehefrau des stadtbekannten Gastronomen Toni Otto. Er war der Betreiber des legendären Nachtlokals „Maxim“ in der Kirchstraße, populärer aber war seine Lokalität „Pilsener Urquell“ in der Poststraße/Ecke Alte Freiheit.
Lebhaft erinnert sich Klaus Homberg, ehemaliger Kult-Gastronom aus der „Alten Bergbahn“, daran: „Das Lokal war in der ersten Etage, man saß auf Fässern mit Fellen bedeckt. Der Hit war, dass die Gläser in eisgekühlten Leitungen standen. Es sah immer toll aus, und der Laden war immer voll. Ich bin von meinem eigenen Restaurant ‚Kleine Weltlaterne‘ aus oft dort eingekehrt.“ Zu den Stammgästen zählte auch der damalige WSV-Trainer Horst Buhtz, oft mit Dieter Lömm, einem seiner Lieblingsspieler, der in der Wesendonkstraße wohnte. An der Klingel stand aber sein Geburtsname Lauterborn.
Natürlich hat der mittlerweile 80-jähirge Kaus Homberg auch Nora Nova nicht vergessen. „Sie war eine sehr attraktive Frau. Manchmal hat sie sogar bedient.“ Nora Nova war ein Künstlername. Am 8. Mai 1928 wurde sie in in Sofia als Ahinora Kumanova geboren. Geheiratet haben Toni Otto und Nora Nova im Breidenbacher Hof in Düsseldorf, sie wohnten in der Straße Am Buschhäuschen im Elberfeld und ihr schneeweißer Hund bevorzugte frisches Tartar.
Nora Novas einziger Hit „Männer gibt’s wie Sand am Meer“ wurde 1980 von der Berliner Popgruppe „Ideal“ während der Neuen Deutschen Welle gecovert. Es gab in den vergangenen Jahren einige wenige öffentliche Auftritte der einstigen Bürgerin Wuppertals. Sie lebt, heute 92-jährig, in Sofia. „Natürlich“ ist die Ehe mit Toni Otto irgendwann geschieden worden, der Gastronom heiratete erneut. Am Ende betrieb er eine urige Gaststätte (später „Jäger 90“) in der Bartholomäusstraße in Barmen und eine Diskothek in Schee.