Nach Toreschluss - die Wochenend-Satire Stadtgeschenke

Wuppertal · Wir bekommen ja alle schon mal Geschenke, die wir weder gebrauchen noch wegwerfen können, weil ihr Darbringer ja auch mal zu Besuch kommen und danach fragen könnte. Da stellt sich dann die Frage: Wohin damit?

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Wir bekommen ja alle schon mal Geschenke, die wir weder gebrauchen noch wegwerfen können, weil ihr Darbringer ja auch mal zu Besuch kommen und danach fragen könnte. Da stellt sich dann die Frage: Wohin damit?

Es ist tröstlich, dass das nicht nur uns so geht, sondern auch der Stadt Wuppertal. Den Beweis dafür übersehen Sie, wenn Sie durch den Haupteingang ins Barmer Rathaus gehen. Da stehen nämlich ganz links in der Ecke und strategisch geschickt hinter Vorsprüngen versteckt drei mehrstöckige gläserne Vitrinen mit diversen Präsenten der oben beschriebenen Kategorie. Wenn man sie versehentlich entdeckt und herantritt, öffnet sich einem ein faszinierender Kosmos von Dingen, die die Welt nicht braucht. Und die Stadt schon gar nicht.

Große Klasse ist beispielsweise die riesige silberne Schüssel, die als offizielles Präsent der Hansestadt Bremen den Weg nach Wuppertal gefunden hat. Die Norddeutschen waren immerhin so freundlich, drei gleich daneben ausgestellte Schnapspinnchen mitzuliefern, mit denen man sich das Ding schöntrinken kann. Ganz unten in derselben Vitrine wohnt eine Figur, die Solingen den Wuppertalern zum 50-jährigen Stadtjubiläum geschenkt hat. Sie stellt einen Schmied dar, der möglicherweise wegen der aktuell getrübten nachbarschaftlichen Beziehungen im Bergischen Städtedreieck ins Untergeschoss umziehen musste. Dort ist er nämlich nur noch zu sehen, wenn man über den Rathausboden robbt. Immerhin hat der Schmied Gesellschaft von einem anderen Männeken, das eine Mischung zwischen dem Silver Surfer aus den Marvel-Comics und einem Füsilier aus dem 19. Jahrhundert darstellt. Die Inschrift auf seinem Sockel kann man nicht mehr lesen. Ich nehme aber an, dass der Mutant aus Remscheid ist und deshalb auch runter musste.

Wesentlich besser platziert sind eine Vitrine weiter die eigentlichen Herzstücke der Ausstellung: Unser Auge wird verwöhnt von einem komplett sinnfreien Silberteller, den ausweislich seiner Gravur die Einwohner der wohl zu Recht völlig unbekannten belgischen Stadt Ardooie in Wuppertal zurückgelassen haben. Weil er wegen des großflächig in seinem Innenbereich aufgebrachten Reliefs, über dessen Bedeutung Zeichendeuter bis heute rätseln, selbst für Verzehrzwecke gänzlich ungeeignet ist, werden die Westflamen nicht unfroh gewesen sein, ihn bei uns loszuwerden. Ähnliches dürfte für die Kantonsspitzen von Graubünden gelten, die ein vergleichbares Modell für die untere Vitrine beisteuerten.

Durchaus Nutzwert hat dagegen der Kristall-Aschenbecher in den Dimensionen einer Restmülltonne, der samt einer Gedenkplakette erhalten blieb, die einst folgende Botschaft übermittelte: "Der Deutsche Rundfunk in Palma de Mallorca und seine Hörer grüßen Wuppertal und seinen Oberbürgermeister auf der JADM-Tagung 1981". Doof nur, dass unser damaliges Stadtoberhaupt Gottfried Gurland meins Wissens Nichtraucher war.

Man könnte noch mehr merkwürdige Exponate aufzählen. Zum Beispiel eine Art Samowar, seltsame Tintenfässchen, griechisch-deutsche Erde oder einen dem Drumbo-Cup nicht unähnlichen Silberpokal. Aber vielleicht gucken Sie sich das besser selbst mal schnell an, ehe der Kämmerer doch noch auf die Idee kommt, das Gerümpel auf dem Vohwinkeler Flohmarkt zu verkaufen. Denn die Gefahr, dass die Gönner in absehbarer Zeit Abordnungen vorbei schicken, die sich nach dem Verbleib ihrer Geschenke erkundigen, scheint mir eher gering.

Bis die Tage!