Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Probleme im Flugverkehr

Wuppertal · Ja, ich habe es getan. Ich war in Urlaub. Und zwar mit dem Flugzeug und in Griechenland. Danach erkundigten sich viele Menschen besorgt, ob ich überlebt hätte.

Roderich Trapp.

Foto: Max Höllwarth

Sagen wir mal so: Die von den diversen dankbaren Gastgebern ob unseres Besuchs spendierte Menge an Ouzo war tendenziell gesundheitsgefährdend, aber ansonsten alles gar kein Problem. Zumal wir schon vor den Ferien unterwegs und deshalb eigentlich so ziemlich die einzigen Menschen am Düsseldorfer Flughafen waren. Es sind schon erstaunliche Bilder, wenn sich das aus zwei Damen bestehende gesamte Bodenpersonal der Lufthansa vor Freude in den Armen liegt, weil mehrere Passagiere auf einmal eingecheckt werden sollen ....

Die allseits befürchteten Probleme mit dem Flugverkehr tauchten erst auf, als wir eine hübsche kleine Ferienunterkunft im Norden Griechenlands bezogen. Auf dass man den schönen Ausblick von unserem Studio bestens auskosten könne, hatte der zuständige Architekt nämlich eine gemauerte Ruhestation mit gemütlicher Auflage konstruiert. Dort hatte ich mich kaum lang ausgestreckt, um den ganzen Mist der letzten Wochen von mir abfallen zu lassen, als genau selbiger mit einem leisen Plopp auf mich drauf fiel. Und zwar in Form eines veritablen Vogelschisses. Das war nicht weiter überraschend, weil sich genau über der Liegestatt ein beachtliches Nest befand, aus dem heraus mich fünf kleine puschelige Schwalbenkükenköpfchen an- oder vielleicht auch auslachten. Das zugehörige Schwalbenelternpärchen flog derweil weiter emsig zur Nahrungsbeschaffung ein- und aus und ließ dabei speziell im Landeanflug immer wieder kleine Köttelchen auf den Urlauber fallen.

Zur Behebung dieser suboptimalen Situation wandte ich mich an die Gastgeber, die mich jedoch gestenreich wissen ließen, dass die Entfernung eines Schwalbennestes „bad luck“ bringen würde. Außerdem würde die Schwalbenfamilie nächste Woche sowieso den Abflug machen. Wir allerdings auch, weshalb dieser Trost eher schwach war. Deshalb verständigten wir uns darauf, dass die Hausherren einen Schutzschild bauen würden, mit dem die Köttel aufgefangen werden sollten.

Zur Konstruktion dieses Gebildes wurde offensichtlich der auch für die neuen Schwebebahnwagen zuständige Ingenieur angeworben, denn es funktionierte nicht. Von der unter dem Nest schräg angebrachten Plastikfolie kullerten die Kot-Kügelchen einer Skisprungschanze nicht unähnlich weiterhin Richtung Liege und verteilten sich jetzt noch großzügiger auf ihr.

Wir nahmen die Sache selbst in die Hand und setzten deutsche Ingenieurskunst dagegen. Und zwar in Form eines stattlichen Weidenkorbes, der kunstvoll flächendeckend unter dem Nest befestigt wurde. Stolz betrachteten wir unser Werk und beobachten dann, wie sich das Elternpaar nach einer kurzen Orientierungsphase auf dem Rand des Korbes setzte, von dort auf die Liege kackte und dann erleichtert ins Nest hüpfte ...

Echte Flugverkehrsprobleme gab es dann doch noch. Und zwar nach der Landung in Düsseldorf. Dort ließ die Chef-Stewardess wissen, dass die Passagiere bitte nach Erreichen der Parkposition sitzen bleiben sollten, damit anschließend nach Öffnung der Türen ohne Gedränge und nach Aufruf Reihe für Reihe von vorne nach hinten aussteigen könne.

Wie nicht anders zu erwarten, hatte der Kapitän kaum die Handbremse angezogen, als überall die Sicherheitsgurte klackten, das halbe Flugzeug aufsprang, das Gepäck an sich raffte und erwartungsfroh im Gang stehen blieb. Ein Phänomen, das offensichtlich noch schwerer auszurotten ist als Corona.  Mehrere gestenreich untermalte Lautsprecher-Ansagen, sich bitte wieder hinzusetzen, blieben ebenso fruchtlos wie die Drohung, sonst die Flugzeugtüren nicht zu öffnen.

Da erhob sich plötzlich aus dem Rückraum eine dröhnende Stimme, die in unverkennbarem Wuppertaler Tonfall kundtat: „Die Frau hattat getz fünfmal gesacht, ihr Fötte. Setzt euch hin, ich will hier raus, verdeck noch ens!“ Der Mob wollte sich gerade erregen, als der zur Stimme gehörende Mann kurz aufstand: Er hatte die Statur des jungen Arnold Schwarzenegger, nur in breiter und höher. Ich bin noch nie so entspannt aus einem Flugzeug ausgestiegen wie nach dieser Ansage. Wenn der Herr das liest: Schappoh!

Bis die Tage!.