Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Herzogin in der Sauna

Wuppertal · Die britischen Royals William und Kate nutzen die Gelegenheit und besuchen Deutschland, so lange man als Engländer dafür noch kein Visum braucht. Sie haben auch ihre zwei Kinder mitgebracht, von denen man nach der Ankunft nicht mehr viel gesehen hat.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Die Nannys suchen sie noch zwischen den vielen Gepäckstücken, in denen die ganze Garderobe von Herzogin Kate ist. Das Käthchen musste sich ja alleine am Donnerstag in vier Stunden dreimal umziehen.

Weil Fernsehübertragungen der königlichen Deutschlandvisite wegen der permanenten Anwesenheit des mumifizierten Adelsexperten Rolf Seelmann-Eggebert ohne Aufputschmittel kaum über längere Zeit konsumierbar sind, habe ich die Ereignisse in Internet-Livetickern verfolgt.

Höhepunkt für mich war der Eintrag am Donnerstag um 14:36 Uhr auf focus.de während des royalen Besuchs in Heidelberg: "Auf dem Marktplatz hat es sich eingeregnet. Auffallend: Kate hat keinen Schirmträger, auch Gatte William hilft nicht aus. Sie hält ihren Regenschutz selbst — für Royals sehr ungewöhnlich. Laut ARD ein Zeichen ,für ihre Gleichberechtigung' gegenüber ihrem Mann." Weltweit haben sich nach diesem Post Feministinnen in den Armen gelegen ...

Was kaum jemand weiß: Eigentlich sollte der Abstecher von William und Kate gar nicht nach Heidelberg, sondern nach Wuppertal führen. Das Programm war schon komplett vorbereitet: Herzlicher Empfang mit gemeinsamem Unkrautjäten am Hauptbahnhof, danach Fototermin auf der bauzeitlichen Behelfsbrücke über die B7 und anschließend Bad in der wartenden Menschenmenge am provisorischen Busnutzerfriedhof Morianstraße.

Weitere Programmpunkte: Besuch des Wuppertaler Straßenverkehrsamtes als Beispiel für eine moderne deutsche Verwaltungseinheit inklusive Gespräch mit seit drei Wochen vor dem Eingang campierenden Kunden — und dann wäre es je nach Wetterlage unterschiedlich weitergegangen. Bei Regen mit der Rundfahrt in der Panzerglaslimousine durch die schönsten Angsträume Wuppertals. Und bei Sonnenschein mit Wellness in Deutschlands erster schwebender hellblauer Sauna. Vom Panoramafenster hinten in der neuen Schwebebahn aus hätte Kate, in ein Saunatuch mit dem Union Jack gewickelt, den Zehntausenden Wuppertalern unten am Wupperufer zugewinkt und dann William ein royales Schweißperlchen von der hohen Stirn getupft. Dieses Bild wäre um die Welt gegangen.

Stattdessen sahen Millionen an den Computer- und Fernsehmonitoren, wie William und Kate in Heidelberg eine Brezel formen mussten. In letzter Sekunde hatte sich nämlich herausgestellt, dass der Wuppertaler Hauptbahnhof gesperrt ist und die Fahrt mit der Limousine vom Flughafen Düsseldorf nach Heidelberg schneller geht als mit dem Schienenersatzverkehr nach Wuppertal.

Pech für die Royals, die in Heidelberg als Andenken eine Kuckucksuhr mit britischer Fahne drauf geschenkt bekamen, die offensichtlich so hässlich ist, dass sie es auf kein Foto geschafft hat.

Wuppertal hatte ein viel besseres Präsent vorbereitet: das Werkzeug-Set aus dem "Talwaren"-Sortiment des Wuppertaler Stadtmarketings. Damit hätte William nämlich den Engländern die Schrauben wieder festdrehen können, die sie beim Brexit-Votum offensichtlich locker hatten.

Bis die Tage!