Hamburger Staatsoper Kent Nagano, John Neumeier, Ralf Klöter
Wuppertal · Seine Kollegen, der japanische Maestro Kent Nagano und die Ballett-Legende John Neumeier, tragen berühmtere Namen. Doch auch der Wuppertaler Ralf Klöter ist in der deutschen Kulturlandschaft ein Begriff.
Seit kurzem ist er Geschäftsführender Direktor der Hamburger Staatsoper.
Die Hamburgische Staatsoper mit ihren 1.674 Plätzen ist eine der ersten Adressen der Musikwelt in diesem Land — und darüber hinaus. Ihre Geschichte reicht über 300 Jahre zurück. Große Namen schmücken die Chroniken. Seit Spielzeitbeginn ist Dr. Ralf Klöter aus Wuppertal Geschäftsführender Direktor dieses legendären Hauses mit insgesamt 650 Beschäftigten und einem Etat von 75 Millionen Euro — in der Führungsriege mit dem Generalmusikdirektor Kent Nagano, dem Ballettintendanten John Neumeier und dem Opernintendanten Georges Delnon.
Für den 53-jährigen Ralf Klöter ist es die nahtlose Fortsetzung seiner erfolgreichen Karriere. Die erste Station in dieser von ihm von Jugend an geliebten Szene war im Jahr 2001 Nürnberg. Von dort ging es 2006 nach Kiel, wo es ihm gelang, mit dem Intendanten Daniel Karasek die Vorstellungszahlen der Oper zu verdoppeln. Ende 2011 folgte das Nationaltheater in Mannheim. Angestoßen wurde der Wechsel dorthin vom Wuppertaler Ex-Intendanten Gerd Leo Kuck. Es folgten extrem schwierige Zeiten: Mannheim leistete sich fünf Intendanten mit vielen Debatten um Personen und Posten. Schließlich war Ralf Klöter Geschäftsführender Intendant mit der wirtschaftlichen und administrativen Gesamtverantwortung. In Mannheim hat man ihn (in dort erneut herausfordernden Zeiten) nur schweren Herzens nach Hamburg gehen lassen. In der Hansestadt hatte ihn eine Findungskommission für die Nachfolge des über zwei Jahrzehnte dort tätigen Detlef Meierjohann berufen.
Der Norden hat ihn und seine Ehefrau nun wieder. An der Kieler Förde besitzt die Familie noch ein Haus und in der Hamburger Wohnung unweit der Landungsbrücken genießt man Hamburgs pulsierende Mitte. Ralf Klöter schwärmt: "Dieses tolle Theater, diese weltoffene und lebenswerte Stadt. Hamburg bietet eine Vielfalt, mit der es nur wenige Städte aufnehmen können. Es ist schon traumhaft, insbesondere die Nähe zum Wasser." Durchs Komponistenviertel geht er zu Fuß oder fährt per Leihrad zur Staatsoper — ohnehin scheint das Fahrrad das bevorzugte Beförderungsmittel der Opernmitarbeiter zu sein, wie an der Anzahl der vor dem Bühneneingang abgestellten Fahrräder ersichtlich wird.
Seine Heimatstadt Wuppertal hat Klöter in den vielen Jahren der Abwesenheit nie aus den Augen verloren. Auf Tagungen traf er Enno Schaarwächter von den Wuppertaler Bühnen und vor allem seine im Vorjahr verstorbene Mutter Lieselotte war der Wuppertal-Anker. Von ihr stammt der Satz: "Ralf hätte eher gehungert, als auf Theaterkarten zu verzichten." Der Theatervirus hatte ihn früh infiziert, Pina Bausch und ihre Compagnie begeisterten ihn, die Zeit von Friedrich Meyer-Oertel an der Wuppertaler Oper verfolgte er besonders lebhaft, auch die Arbeit von Holk Freytag am Schauspielhaus erlebte er sehr intensiv.
Dabei lag das Theaterblut nicht in der Familie. Ralf Klöter ist ein Enkel von Otto Hollmann, dem 1960 verstorbenen Besitzers der Feldschloss-Brauerei an der Märkischen Straße in Wichlinghausen. Sein Vater schloss die kleine und nicht mehr rentable Braustätte mit 20 Beschäftigten im Jahr 1971 — ohne Konkurs, sauber abgewickelt. Heute stehen Wohnhäuser auf dem früheren Braugelände. Die Waldschloss-Brauerei schräg gegenüber gehörte einem Bruder des Feldschloss-Brauherrn.
Nach dem Abitur 1983 am Gymnasium Kothen studierte Ralf Klöter in Erlangen, Nürnberg und Bochum Wirtschaftswissenschaft, promovierte 1995 am Marketing-Lehrstuhl in Bochum. Nach einem Abstecher als Unternehmensberater wechselte er für fünf Jahre als Controller und stellvertretender Verwaltungsleiter an die Nürnberger Bühnen. An seiner Seite Ehefrau Ute Fichthorn, eine Wuppertaler Unternehmertochter, und die beiden Kinder Charlotte und Tristan, die bei den vielen Ortswechseln das unterschiedlich sortierte deutsche Schulsystem intensiv kennenlernten. Tristan (29) arbeitet als Arzt in Leipzig, Charlotte (26) als Tragwerksplanerin in Frankfurt am Main.
In der Hamburger Staatsoper war Ralf Klöter schon als Schüler zum ersten Mal — in der Mozart-Oper "Entführung aus dem Serail". Jetzt ist die Große Theaterstraße unweit des Gänsemarktes sein Arbeitsplatz. Das Zuschauerhaus der Staatsoper in Hamburg, das er für unser Treffen aufschließt, erinnert ihn an seine Mannheimer Zeit, ist es doch — wie das Nationaltheater auch — ein Bau des genialen Architekten Gerhard Weber.