Lästig und gefährlich Ein Beyenburger Zecken-Krimi
Wuppertal · Nun ist der Sommer halbwegs in Wuppertal angekommen – und mit ihm die Zecken. Die blutsaugenden Milben können gefährliche Krankheiten übertragen.
Das letzte Spiel der zweiten Beyenburger Herren-Mannschaft vor der Sommerpause: Ein Ball landet neben dem Spielfeld im Gebüsch. Ein Abwehrspieler holt ihn zurück – und bemerkt am nächsten Abend drei Zecken an nur einem Bein.
Er entfernt sie mit einer Pinzette, auch der Kopf geht mit raus – aber die Stellen werden ein wenig dick und sammeln Wundflüssigkeit an, außerdem fühlt er sich etwas schlapp und bemerkt leichtes Halskratzen. Also auf zum Arzt, um abzuklären, ob es sich um Borreliose oder gar Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) handelt. Wohl nicht, der junge Mann scheint gesund zu sein.
Trotzdem sucht er sich von nun an nach jedem noch so kurzen Ausflug durch Wald und Wiesen auf Zecken ab. Und das ist auch notwendig, erklärt Dr. Andre Altermann, Kreisstellenvorsitzender der Krankenkassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO): Zur aktuellen Jahreszeit gibt es tatsächlich ein Zeckenrisiko, „eine besondere Häufung oder ein erhöhtes Risiko für Wuppertal ist aber nicht erkennbar“. So gehört die Stadt noch nicht zu den Risikogebieten für FSME, die Entzündungen der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems auslösen kann und gegen die Impfungen möglich sind.
Aber das benachbarte Solingen zählt eben schon zu den Risikogebieten: „Auch die FSME kommt näher, ist aber vergleichsweise hierzulande noch selten.“ Verbunden mit der Zeckengefahr sei in erster Linie die Borreliose, gegen die es keine Impfung gibt. Die durch Bakterien übertragene Krankheit lässt sich an kreisrunden Rötungen um die Einstichstelle, der Wanderröte, erkennen und kann Gelenke und Nerven befallen. Betroffene, von denen es laut Robert-Koch-Institut in Deutschland jährlich mehr als 200.000 gibt, werden mit Antibiotika behandelt.
Dass sich gleich drei Milbentiere, zu denen Zecken zählen, an nur einem Bein befunden haben, liegt laut Dr. Andre Altermann auch an den warmen Temperaturen: „Durch die in der Vergangenheit immer milderen Winter können immer mehr Zecken die kalten Monate überstehen. In Summe steigt dann deren Anzahl pro Jahr.“ Kinder und Erwachsene, die sich draußen – auch im eigenen Garten – aufhalten, sollten möglichst lange, helle Kleidung tragen, auf denen die noch krabbelnden Zecken gut sichtbar sind. Abends sollen sie sich gründlich absuchen, erkärt der KVNO-Kreisstellenvorsitzende.
Und wer trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Zecke entdeckt, sollte sie mit einer entsprechenden Zange (nicht wie der Fußballer mit der Pinzette...) entfernen oder schnell einen Hausarzt oder eine der Notdienstpraxen aufsuchen: „Bei Bedarf erfolgt anschließend gegebenenfalls eine Therapie mit Antibiotika oder eine Blutuntersuchung, wenn sich etwa Hautveränderungen an der Bissstelle entwickeln“, sagt Dr. Andre Altermann. In den meisten Fällen heile der Biss innerhalb weniger Wochen problemlos ab.
Der Internist rät dazu, dass sich Versicherte mit ihrem Arzt über den individuellen Nutzen einer FSME-Impfung austauschen. Der Beyenburger Fußballer hat sie sich nun geben lassen – aber er wandert im Urlaub auch gern durch ausgewiesene FSME-Risikogebiete. Demnächst schafft er sich auf jeden Fall eine richtige Zeckenzange an – denn wenn die Fußball-Saison nach dem Sommer wieder beginnt, wird er wohl nicht in langer Kleidung spielen können.