Kennengelernt haben sie sich in Soest auf einem Bauernhof: Franz war dort als Knecht angestellt und Traudel machte eine Ausbildung zur Näherin. Geboren wurden beide in der ehemaligen Provinz Pommern. Nach Ende der Bauernhof-Dienstzeit ging das Paar gemeinsam erst einmal dorthin zurück. Entschieden war zu dieser Zeit bereits, dass sie für immer zusammenbleiben.
Traudel war damals erst 17 Jahre alt, deshalb war die Hochzeit nur mit elterlicher Einwilligung möglich. Traudels Eltern lebten zu dieser Zeit in Büchen in Schleswig-Holstein. Dort gab sich das Brautpaar am 10. Februar 1950 das Ja-Wort. Heute erinnert sich Traudel Reiß an diesen Tag: „Wir hatten keine Hochzeitstorte, aber es gab Rosinenschnecken, das ging auch.“
Arbeit war seinerzeit nicht überall zu finden – und auf dem örtlichen Arbeitsamt bot man Franz eine Stelle in Wuppertal bei der Deutschen Bahn an: Damit war der Umzug beschlossen. Das frischvermählte Paar fühlte sich im Bergischen gleich zu Hause – und die Fahrten mit der Schwebebahn waren von Anfang an ein Erlebnis.
36 Jahre lang arbeitete Franz Reiß später bei der Firma Jung als Werkzeugschleifer, Traudel bekam fünf Kinder – eine Tochter und vier Söhne, die alle zu Hause zur Welt kamen. Traudel Reiß blieb immer Hausfrau und hielt die Familie zusammen.
Auf die Frage, wie man es schafft, so lange glücklich verheiratet zu sein, antwortet Franz Reiß: „Wir sind nicht gleich zum Scheidungsrichter gelaufen, wenn wir uns gekebbelt haben. Das geht auch anders. Ich habe immer gearbeitet und war für meine Familie da.“
Heute sind Traudel und Franz Reiß 91 und 96 Jahre alt und leben immer noch glücklich in ihrer Wohnung. Die Kronjuwelenhochzeit haben beide mit Kindern und Enkeln groß gefeiert.