Bergische Uni Wuppertal Projekte gegen Einsamkeit im Alter – und vieles mehr
Wuppertal · Die Gesellschaft in Deutschland wird immer älter. Ein Teil ihrer Menschen lebt im Alter alleine, ist mit Krankheiten konfrontiert, die Einsamkeit verstärken können. Welchen Beitrag kann Technologie leisten, Kommunikation zwischen Alt und Jung ortsunabhängig zu fördern und beispielsweise Prozessen der Demenz entgegenzuwirken?
Dieser Frage gehen Industriedesign-Studentinnen und Studenten der Bergischen Universität Wuppertal in ihren aktuellen Semesterprojekten nach. Ihre Ergebnisse – technische Prototypen – sowie viele weitere Abschlussarbeiten, unter anderem zum Thema nachhaltiges Produktdesign, stellen sie und ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen im Rahmen ihrer Semesterabschlussausstellung „Showcase“ vor: Zur öffentlichen Finissage am Freitag (8. März 2024) sind alle Interessierten ab 19 Uhr eingeladen. Sie findet auf dem Campus Grifflenberg in Gebäude I, Foyer Ebene 13 (Zugang über Fuhlrottstraße 10) statt.
„Hinter den Projekten, die sich speziell auf das Thema Einsamkeit im Alter beziehen, steckt im Kern die Überlegung, gemeinsame Aktivitäten zu schaffen, um darüber neue Gesprächsthemen zu entwickeln“, erklärt Fabian Hemmert. Der Professor für Interface- und User Experience-Design ist mit seinem Team aktuell Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „ZEIT“, für das ein digitales System entwickelt wurde, mit dem Seniorinnen und Senioren trotz räumlicher Distanz mit ihren sozialen Kontakten interagieren können.
„Das Thema eines solchen Forschungsvorhabens greifen wir auch für die Lehr-Lern-Projekte unserer Studierenden auf. So entstehen neben der großen digitalen Gesamtlösung viele weitere Prototypen, die das Ziel verfolgen, zwischenmenschliche Verbundenheit zu fördern“, so Hemmert.
Im vergangenen Semester standen vermehrt proaktive Lösungen im Vordergrund. Heißt: Durch einfach bedienbare Anwendungen wie ein gemeinsames Spiel in virtueller Umgebung können Menschen direkt miteinander kommunizieren. Aktuell arbeitet die nächste Gruppe von Studierenden vorwiegend daran, Systeme zu entwickeln, die hintergründig vermitteln sollen „Du bist nicht allein“.
Ein Beispiel nennt Hemmert: „In einem Projekt wird ein Windspiel konzipiert, das in der Wohnung des Angehörigen hängen könnte. Immer, wenn ich an einem entsprechenden Gegenstück, das wiederum bei mir zu Hause in der Wohnung installiert ist, vorbeigehe, bewegt sich das Windspiel. Das kreiert ein Gefühl von Nähe“, erklärt Hemmert. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit einer Bank, die – weitergedacht – einmal vor einem Pflegeheim stehen könnte und seine Bewohnerinnen und Bewohner einlädt, sich zu setzen, um mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Neben der Möglichkeit, Verbindung zu einer Person auf einer andernorts aufgestellten Bank herzustellen, ist dabei sogar denkbar und technisch lösbar, die physische Präsenz des Gegenübers durch eine Verformung der Bank zu suggerieren und das Gefühl der Nähe zu verstärken.
Ethik-Workshops: Nutzerinnen und Nutzer schützen
Es geht darum, ganz verschiedene Emotionen anzusprechen. Die Studierenden führen dafür im Vorfeld ihrer Konzepterstellung Interviews, beschäftigen sich mit Debatten zu sozialen und ethischen Fragestellungen: Welche Gefahren kann ein solches System auch mit sich bringen? Mentale Gesundheit, Daten- und technische Sicherheit stehen hierbei zum Beispiel im Fokus. „Mit entsprechenden Workshops vermitteln wir unseren Studierenden, wie wichtig es ist, ethische Komponenten von Beginn an in die Gestaltung einzubeziehen. Technisch ist mittlerweile so Vieles möglich, wir müssen die Nutzerinnen und Nutzer aber auch schützen“, betont Eva Licht, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Industrial Design.
Bei der Ausstellung ist von physischen Produkten bis hin zu immateriellen Dienstleistungen und von Semesterprojekt bis Masterarbeit alles dabei. Manches, wie das Projekt in Kooperation mit dem Unternehmen Abus, ist ein visionärer Blick in die Zukunft; andere Inhalte suchen Antworten auf ganz aktuelle Fragestellungen wie „Wie teilt ein Produkt eigentlich mit, dass es nachhaltig ist?“.
„Für unsere Studierenden ist der Showcase etwas Besonderes – hier können sie ihre Ideen und Lösungen einem größeren Publikum zeigen. Unser Showcase ist damit auch immer eine Plattform, um konstruktiv über gesellschaftliche Themen und Herausforderungen zu sprechen“, sagt Prof. Hemmert.