Bergische Uni Wuppertal Drei Projekte für das Stromnetz der Zukunft

Wuppertal · An der Bergischen Universität Wuppertal sind gleich drei Forschungsprojekte gestartet, die eine störungsfreie Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien in den Fokus rücken und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollen.

Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek.

Foto: Bergische Uni

Um die Energiewende erfolgreich voranzutreiben, sind innovative Lösungen für einen auch in Zukunft sicheren Netzbetrieb gefragt. Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek befassen sich am Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik in den nächsten drei Jahren insgesamt sechs neue wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Vorhaben.

Im Projekt „AtEne“ (Automatisierte Energieleitplanung: Erweiterung von kommunaler Wärmeplanung auf die Strom- und Gasnetzinfrastrukturen und Automatisierung) sollen eine Methode und eine Software entwickelt werden, die Netzbetreiber dabei unterstützen, Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung und ihre Auswirkungen automatisiert zu analysieren: Wird beispielsweise in der kommunalen Wärmeplanung ein neues Netzgebiet für ein Wärmenetz, die Umstellung des Gasnetzes auf Wasserstoff oder der Einbau von Wärmepumpen in einem Quartier empfohlen, soll mit den Projektergebnissen u. a. der daraus folgende Ausbaubedarf der Strom-, Gas- und Wärmenetze – also eine sektorenübergreifende Energieleitplanung – ermittelt werden können.

Die BUW koordiniert das Forschungsprojekt, an dem mit den Energieforen Leipzig GmbH ein weiteres Forschungsinstitut sowie zehn Netzbetreiber und fünf Kommunen beteiligt sind. Das Projekt wird mit 546.520 Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Das Projekt „ENSURE“ (Neue Energienetzstrukturen für die Energiewende) ist eine von vier Großforschungsinitiativen der Bundesregierung für eine nachhaltige, bezahlbare und sichere Energieversorgung und hat mittlerweile die dritte Phase erreicht. Nachdem in Phase 1 und 2 über sechs Jahre lang Grundlagenforschung betrieben sowie die Planung der praktischen Umsetzbarkeit vorangetrieben wurde, stehen in Phase 3 nun die Tests im Realbetrieb an. „ENSURE“ will klare Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft entwickeln sowie einen positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Energiewende leisten.

Eine Besonderheit des Projektes ist sein modularer Aufbau: Das Vorhaben erarbeitet einen großen Baukasten mit flexibel einsetzbaren und kombinierbaren Technologien und Strategien für die Energiewende. Dadurch sind die Teilergebnisse des Projektes leicht innerhalb Deutschlands und auf Europa übertragbar. Innerhalb des sehr breit aufgestellten Großprojektes befasst sich die BUW inhaltlich mit Themen der sektorenübergreifenden Energieleitplanung, zukünftigen Wasserstoffinfrastrukturen, dynamischen Vermaschungen von Stromnetzen sowie der Digitalisierung von Ortsnetzen.

Insgesamt werden im Projekt sowohl die Herausforderungen der Wärmewende als auch die bessere Integration von Elektromobilität, Photovoltaik- und Windenergieanlagen in die Stromnetze thematisiert. Hierbei werden nicht nur theoretische Untersuchungen und Simulationen durchgeführt, sondern es findet auch eine enge Zusammenarbeit mit den Energieversorgern und Netzbetreibern auf Praxisebene statt. Das Projekt wird im Rahmen der Förderinitiative „Kopernikus-Projekte für die Energiewende“ mit 807.720 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Im Projekt „SysZell“ (Integrative Ansätze für die Bereitstellung von Systemdienstleistungen in zellularen Systemen) werden Konzepte entwickelt und bewertet, mit denen Netzbetreiber den zukünftigen Anforderungen an das Stromversorgungssystem besser gerecht werden. So müssen beispielsweise neue Systemteilnehmer wie die Elektromobilität und ein erhöhter Einsatz von Wärmepumpen bei der Versorgung mit Erneuerbaren Energien berücksichtigt werden, ohne dass Netzstabilität und Frequenzhaltung darunter leiden.

Damit soll der stabile und sichere Stromnetzbetrieb auch ohne Kohle- und Atomkraftwerke, die diesen in der Vergangenheit maßgeblich garantiert haben, ermöglicht werden. Die BUW koordiniert das Projekt und wird mit 561.148 Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.