Abgesagter verkaufsoffener Sonntag Bergische IHK über ver.di empört
Wuppertal · Die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) bezeichnet die Verhinderung des verkaufsoffenen Sonntags in Remscheid-Lennep „aus rein formalen Gründen“ als „unsolidarisch“. Dies gefährde Arbeitsplätze.
„Es macht mich fassungslos, dass ver.di in der schwersten Krise seit dem 2. Weltkrieg überlebenswichtige Umsätze für Unternehmen und das Marketing für einen ganzen Stadtteil aus rein formalen Gründen verhindert. Das zeigt mir, dass die Akteure nicht fähig sind, krisenadäquat zu handeln“, meint IHK-Präsident Henner Pasch. Der Ärger und das Unverständnis bei den betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmern sei zurecht riesengroß.
Die Dienstleistungsgewerkschaft hatte kurzfristig einen Eilantrag am Oberverwaltungsgericht NRW gegen den verkaufsoffenen Sonntag zum Altstadtfest in Remscheid-Lennep am 4. September gestellt. „Ein reiner Formfehler führte zur Absage des seit Jahrzehnten stattfindenden verkaufsoffenen Sonntags, dessen Anlassbezug ansonsten rechtlich eindeutig geeignet war“, so die IHK.
„Unternehmen können ihren Angestellten nur dann ihr Gehalt zahlen, wenn es entsprechende Einnahmen gibt“, unterstreicht IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge. Deshalb sei das Verhalten von ver.di nicht nur unsolidarisch gegenüber den massiv unter Druck stehenden Betrieben, sondern schade auch den Interessen der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
„Hat die Gewerkschaft ihre Mitglieder in Remscheid oder im Bergischen eigentlich gefragt, wie sie zu maximal vier verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr mit Sonntagszuschlägen und Freizeitausgleich stehen?“, fragt Pasch und spricht sich für eine standortbezogene, demokratische Entscheidung aus.
„Meine Mitarbeiterinnen hatten sich gefreut, unsere Kundinnen und Kunden am verkaufsoffenen Sonntag in Lennep im Geschäft begrüßen zu dürfen“, berichtet IHK-Vizepräsidentin Bärbel Beck, Inhaberin des Modehauses Johann. Zudem gebe es in Lennep noch vorwiegend inhabergeführte Geschäfte – am verkaufsoffenen Sonntag hätten vor allem die Geschäftsleute selbst im Laden gestanden.
Die vergangenen Jahre, die von bisher ungeahnten Krisen und einem massiven Strukturwandel geprägt waren, hätten massive Rückschläge für den stationären Einzelhandel gebracht. „Wir werden deshalb jetzt mit ver.di das Gespräch suchen. Unser Ziel ist es, möglichst gemeinsam Lösungen zu finden, damit der Einzelhandel in der Region eine Zukunft hat – und damit auch die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Pasch.