Fair-Handelsunternehmen GEPA: Umsatzsteigerung und Klimaneutralität
Wuppertal · Angesichts der aktuellen Krisen verschärfen sich die bereits bestehenden ungerechten Bedingungen für die Produzentenorganisationen im Globalen Süden weiter. Darauf hat das in Wuppertal ansässige Fair-Handelsunternehmen GEPA am Freitag (13. Mai 2022) im 47. Jahr seines Bestehens anlässlich seiner Jahrespressekonferenz aufmerksam gemacht.
Die Corona-Pandemie gehe „nahtlos in den erschütternden Krieg in der Ukraine über mit weitreichenden globalen Folgen und die Klimakrise verschärft sich weiter, obwohl sie im Alltag von den aktuellen Ereignissen weitestgehend verdrängt wird“. Vor diesem Hintergrund hat die GEPA Bilanz gezogen über das vergangene Wirtschaftsjahr, aber auch über die Wirkung des Fairen Handels und den mehrjährigen Schwerpunkt „Klimagerechtigkeit“ berichtet.
Auch im zweiten Corona-Jahr 2021 hat der Fair-Trade-Pionier nach eigenen Angaben den Auswirkungen „gut getrotzt und auch Corona-bedingte Umsatzverluste aus 2020 unterm Strich weiter aufgeholt“. Daher wurde ein Großhandelsumsatz von 84,9 Millionen Euro erzielt, eine Steigerung von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Konsumentinnen und Konsumenten kauften für rund 107,8 Millionen Euro (Umsatz zu Endverbrauchspreisen) zum Beispiel Kaffee, Schokolade, Tee, Honig und Handwerksartikel ein. „Das aktuelle Wirtschaftsjahr ist schwer zu prognostizieren, was der Ukraine-Krieg mittelfristig konkret bedeutet, ist jetzt noch nicht abzusehen“, so der kaufmännische Geschäftsführer Matthias Kroth.
„Wir freuen uns sehr, dass wir ab jetzt als GEPA zertifiziert klimaneutral sind – also vom Hafen in Deutschland bis ins Regal“, erklärte GEPA-Geschäftsführer Marke und Vertrieb, Peter Schaumberger. „Wir danken allen Engagierten sowie den Verbraucherinnen und Verbrauchern, die uns intensiv unterstützt haben. Sie leisten damit auch ihren Beitrag zur Klimagerechtigkeit und letztlich auch zur Friedenssicherung und zu mehr Zukunftsperspektiven: zum Beispiel mit den beiden Klimaschokoladen #Choco4Change, von denen die vegane Variante mit Dattelsüße erfolgreich im letzten Herbst im Rahmen unserer europäischen Kampagne zur Klimagerechtigkeit ‚Climate Justice – Let‘s do it fair‘ eingeführt wurde.“
Pro verkaufte Tafel fließen unter dem Motto „Mein Beitrag“ 20 Cent in die Anschaffung einer zweiten Verarbeitungsanlage für gemahlene Datteln. Damit werden die Einkommensmöglichkeiten für die Bäuerinnen und Baeuern erhöht und die Nutzung von klimabedingt trockeneren Datteln trägt dazu bei, Abwanderung in der Region zu verhindern.
„Ca. 86,5 Prozent unseres Lebensmittelumsatzes erzielen wir mit fairen Bio-Produkten, viele davon wie etwa Schokolade und Tee auch mit Naturland-Zeichen. Mit dem fairen Bio-Angebot profiliert sich auch der Markt der Weltläden als Fachgeschäfte des Fairen Handels. Diese sind trotz Pandemie gut durch die Krise gekommen“, so Schaumberger.
„Die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit in globalen Lieferketten ist dringend notwendig, um die Klimakrise zu stoppen und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen umzusetzen“, so Andrea Fütterer, Leiterin der Abteilung Grundsatz und Politik. „Mit der Klimaneutralität der GEPA im Inland als ein Teil des umfassenden Ansatzes ,Klimagerechtigkeit‘ sind wir wieder einen wichtigen Schritt vorangekommen.“
Auf die GEPA gesamt entfallen dabei 2.890 Tonnen Kohlendioxid, Dies teilt sich auf in 1.537 Tonnen am Standort Wuppertal und Inlandstätigkeit sowie in 1.353 Tonnen bei den ca. 31 Verarbeiter-Firmen. Die Kohlendioxid-Messung und anschließende Kompensation der Emissionen geschieht in Kooperation mit dem kirchlichen Kohlendioxid-Kompensationsfonds „Klima-Kollekte“ (www.klima-kollekte.de). Unterstützt wird damit ein nach Goldstandard zertifiziertes Solarprojekt in Indien. Dazu gehören klimafreundliche Solarlampen, die gesundheitsschädliche Dämpfe vermeiden, Lichtqualität und -verfügbarkeit verbessern und für eine direkte Einsparung der Kohlendioxid-Emissionen sorgen.
Nach dem klimaneutralen Honigsortiment im vergangenen Jahr kann die GEPA jetzt auch einen weiteren Teil der Kaffeelieferkette klimaneutral gestalten. Vor vier Jahren bereits wurden die Emissionen des Schiffstransportes für den Rohkaffee des GEPA-Kaffeesortimentes berechnet und kompensiert. Die Berechnung des Anbaus im Süden ist der nächste Schritt. Durch die Klimaneutralität der GEPA im Inland ist das Kaffee-Sortiment nun vom Hafen im Süden bis ins Regal in Deutschland klimaneutral.
Welche Bedeutung der Kampf gegen die Klimakrise, aber auch die Bewältigung von Corona-Nachwirkungen und der Folgen des Ukraine-Krieges auch für die Kaffeepartner in Peru hat, machte GEPA-Einkaufsmanager Kaffee, Kleber Cruz Garcia, am Beispiel der Genossenschaft Sol y Café deutlich: „Fairer Handel ist gerade jetzt die Versicherung für die Kaffeeproduzentinnen und -produzenten. Auch wenn die Kaffeeweltmarktpreise derzeit hoch sind, werden sie durch erhöhte Lebensmittelpreise, höhere Preise für Betriebsmittel, also die gestiegene Inflation, aufgefressen.“
Wenn der Weltmarktpreis wieder sinkt, sind die Mindestpreise des Fairen Handels der GEPA Garantien nach unten. Und Fairer Handel wirkt: „Die Schule bei Sol y Café hat mich besonders beeindruckt; sie wurde durch die fairen Preise der GEPA mitunterstützt. Wir finanzieren mit dem Fairen Handel die Zukunft“, so der langjährige Kaffee-Einkaufsmanager.
Was die Klimakrise angeht, so haben aktuell die Pflanzungen unter dem ausbleibenden Regen zu leiden und werden anfälliger für Krankheiten wie Kaffeerost. Hier braucht es Kapital, um nötige Bewässerungsanlagen zu installieren. „Ohne faire Preise ist Klimaschutz eine Illusion“, betonte Kleber Cruz Garcia. Der hochwertige Bio-Rohkaffee von Sol y Café ist auch im GEPA-Klassiker „Orgánico“ wie auch in der limitierten Spezialitätensorte „X-Roast“ enthalten.