Auf einen Glühwein mit ... Samir Bouaissa

Wuppertal · An dieser Stelle reden wir mit netten Menschen über Weihnachten, die Adventszeit oder was anderes. Samir Bouaissa ist stellvertretender Personalratsvorsitzender in der Wuppertaler Stadtverwaltung und Landesvorsitzender des "Zentralrats der Muslime in Deutschland".

Samir Bouissa feiert zwar kein Weihnachten — aber die Kinder kommen dennoch nicht zu kurz ...

Foto: Eduard Urssu

Rundschau-Mitarbeiter Eduard Urssu traf sich mit ihm vor dem Rathaus in Barmen. Natürlich durfte es keinen Glühwein geben — dafür eine heiße Schokolade — ohne Sahne.

Rundschau: Herr Bouaissa, Sie arbeiten ja praktisch auf dem Weihnachtsmarkt. Da sind Sie ja nonstop in Weihnachtsstimmung, oder?

Bouaissa (lacht): Ich habe mein Büro jetzt glücklicherweise auf der anderen Seite. Ich erinnere mich aber an Zeiten, da hatte ich mein Büro nach vorne raus — das war schon ein wenig anstrengend. Aber ansonsten finde ich es sehr schön, wenn ich in der Mittagspause rauskomme und so viele glückliche Menschen antreffe.

Rundschau: Feiern Sie und ihre Familie denn auch Weihnachten?

Bouaissa: Nein.

Rundschau: Die Weihnachtstage sind also ganz "normale" freie Tage?

Bouaissa: Nicht ganz. Ich engagiere mich ehrenamtlich in unserer Gemeinde. Für diese Zeit planen wir eine Bildungskonferenz zum Thema "Das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen" mit theologischen und wissenschaftlich-empirischen Impulsen.

Rundschau: Für Ihre Kinder geht das in Ordnung, so ohne Weihnachtsgeschenke?

Bouaissa: Meine Frau und ich haben es ihnen erklärt. Dafür gibt es dann an den muslimischen Festtagen Geschenke. Allerdings bekommen sie am Nikolaustag von den Nachbarn die Stiefel gefüllt, das ist dann auch o.k. Und an Sankt Martin haben wir, als die Kinder noch jünger waren, immer lautstark alle Lieder mitgesungen.

Rundschau: Sie selbst haben ja ihre Schulzeit auf einer katholischen Hauptschule hier in Barmen verlebt. Gibt es aus dieser Zeit weihnachtliche Erinnerungen?

Bouaissa: Ja, die Bernhard-Letterhaus-Schule. Da habe ich sehr viel gelernt, vor allem im Religionsunterricht, den ich freiwillig und auch sehr gerne besucht habe. Ich erinnere mich vor allem an einen Tag, da habe ich in einem Rollenspiel die "Stimme Gottes" vortragen dürfen — sehr beeindruckend. Meinen Blockflötenunterricht hatte ich dann in Antonius, allerdings hat mir mein Musiklehrer leider nur sehr wenig Talent attestieren können. Er sagte, ich wäre taktlos.

Rundschau: Wenn Sie sich zu Weihnachten schon keine Geschenke wünschen — vielleicht gibt es einen allgemeineren Wunsch für die Weihnachtszeit?

Bouaissa: Ja, den gibt es. Ich wünsche mir, dass die Menschen sich etwas Zeit nehmen, sich dabei auf sich und ihr Umfeld konzentrieren und dann, mit etwas Abstand, die vermeintlichen Probleme in ihrem Leben betrachten und dann erkennen, wie belanglos vieles davon doch ist. Ich wünsche mir einfach eine besinnliche Zeit.