Serie „Ecken neu entdecken“ Ronsdorf: „Lebendiger Mix aus Stadt und Natur“

Wuppertal · Können Sie von sich behaupten, jeden Wuppertaler Stadtteil zu kennen? In dieser Woche erkunden wir für die Rundschau-Serie „Ecken neu entdecken“ das hochgelegene Ronsdorf.

Meena Heidemann möchte das Radfahreh in Ronsdorf etablieren und setzte sich dafür ein, dass „Fienchen III“ nun in Ronsodrf stationiert und ausleihbar ist.Fotos: mivi/Wuppertaler Rundschau

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Eingeladen hat mich Meena Heidemann. Sie bittet mich, mit dem Fahrrad zu kommen. „Ronsdorf ist groß, es gibt viel zu sehen. So können wir einiges an Strecke zurücklegen“, sagt sie. Per Velo auf die Wuppertaler Südhöhen? Sie wissen ja, unsere Redaktion befindet sich im Tal. Und ich habe kein E-Bike. Ich bin skeptisch, aber motiviert, und so sage ich zu.

Mit brennenden Oberschenkeln erreiche ich den Bandwirkerplatz. Während ich auf Meena Heidemann warte, beobachte ich das Geschehen auf Ronsdorfs zentralstem Punkt. Der Platz und die Einkaufsstraße sind belebt: Menschen erledigen ihre Besorgungen, bleiben stehen für ein Schwätzchen mit Bekannten, spazieren. Viel Trubel, aber keine Hektik hier im Dorf – das gefällt mir. Und auch Meena Heidemann weiß das zu schätzen. „Ronsdorf ist ruhig und familienfreundlich. Alles ist in der Nähe: Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, die Talsperre. Man kennt sich untereinander. Der lebendige Mix aus Stadt und Natur ist besonders toll hier“, erzählt sie mir nachdem sie per E-Lastenrad „Fienchen III“ eintrifft. Und mit dem hat es natürlich auch etwas auf sich. Die zweifache Mutter ist Mitglied der Initiative“ Fahrradstadt Wuppertal“ und hat sich dafür eingesetzt, dass Ronsdorf ein freies E-Lastenrad bekommt: „Ich möchte das Radfahren in Ronsdorf etablieren. Über eine Crowd-Founding-Aktion haben wir nun dieses kostenlos ausleihbare Rad hier.“

Und zur Leihstation geht es nun weiter. Die befindet sich an der Breite Straße 50 auf dem Gelände von Oellingrath Wein & Spirituosen. Hier begrüßt uns Inhaber Paul Mohrhenn. Und nicht nur die Leihstation ist neu hier, derzeit entsteht dort ein Weinkulturhof. „Wir renovieren gerade. Unser Hof soll ein Treffpunkt für Menschen werden. Es entstehen drei Ateliers und ein Veranstaltungsraum, in dem sich alles rund ums Thema Wein, Kunst und Kultur dreht“, erklärt er. Mit einer Eröffnung rechnet der junge Unternehmer im zweiten Quartal 2021. Übrigens: Mohrhenn betreibt auf seinem Grundstück Wuppertals ersten Weinberg. 220 Rebstöcke (Regent und Solaris) sorgen dann 2022 für leckeren Wein aus Ronsdorf.

Die Ronsdorfer Talsperre.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Weiter geht es Richtung Talsperre. Doch bevor es losgeht, warnt mich Meena Heidemann: „Ohne E-Bike wird das sehr anstrengend!“ Weil ich das auch befürchte, nehme ich Platz in ihrem Lastenrad und lasse mich kutschieren.

So düsen wir los in das beliebte Naherholungsgebiet. Unterwegs erzählt mir Meena Heidemann, dass sie oft mit ihrer Familie hier unterwegs ist. „Wir sind gerne in der Natur. Und genau das zeichnet diesen Stadtteil auch aus. Hier ist es grün, für Kinder ist das einfach toll!“ Seit zwölf Jahren lebt die Mutter nun in Ronsdorf. Anfangs war das als Dazugezogene aus Süddeutschland gar nicht so einfach. „Es ist schon dörflich hier. Die meisten sind hier geboren und aufgewachsen, kennen sich alle untereinander. Da muss man sich als ‚Fremde’ schon eingewöhnen. Aber die Ronsdorfer sind ja nett. Über meine Kinder und den Kontakt zu anderen Eltern ist meinem Mann und mir das schnell gelungen.“

Ecken neu entdecken Rondsdorf mit Meena Heidemann.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Nach einer kleinen Stärkung und Pause an der Talsperre – meine Gastgeberin zaubert Tee und Kekse aus ihrem Rucksack – geht es weiter durch den Wald und über die Straße ‚An der Blutfinke“ wieder in die Ronsdorfer Innenstadt. Dort machen wir halt am Bandwirkermuseum. In dem Gebäude an der Remscheider Straße zeigt der Ronsdorfer Heimat- und Bürgerverein den für den Stadtteil bedeutenden Erwerbswzeig der Bandwirkerei. „Das war hier einst das Zentrum der Bergischen Heimbandweberei“, erläutert Meena Heidemann.

Unsere Tour führt uns auch an dem Denkmal für den ehemaligen Ronsdorfer Stadtbahnhof vorbei. Kaum zu glauben, dass die Ronsdorf-Müngstener-Eisenbahn um 1900 von hier aus den Toelleturm auf Lichtscheid und das Morsbachtal bis Müngsten verband.

Paul Mohrhehnn betreibt Wuppertals ersten Weinberg.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Zum Abschluss unserer Tour kommen wir noch am Bandwirker-Bad vorbei. Da wegen der Haushaltssicherung das Stadtbad Ronsdorf ab 2011 geschlossen werden sollte, hat der Heimat-und Bürgerverein die Initiative ergriffen und mit Bürgern einen Förderverein zum Erhalt des Schwimmbades gegründet.

Das Haus der Glas- und Keramikkünstlerin Ute Scholl-Halbach.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Das Denkmal für den ehemaligen Stadtbahnhof.

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„Die Menschen hier sind ihrem Stadtteil sehr verbunden und engagieren sich. Der Zusammenhalt ist groß. Das gefällt mir an unserem Dorf besonders gut“, fasst Meena Heidemann das Leben in ihrem Stadtteil zusammen.