Ev. Gemeinde Gemarke Sigrid Runkel: 46 bewegte Jahre im Presbyterium
Wuppertal · 1961 feierte Sigrid Runkel in der Gemarker Kirche ihre Konfirmation. Ihrer Heimatgemeinde fühlt sie sich seitdem eng verbunden, hat dort viele Höhen und Tiefen erlebt und sich vor allem mit großem Einsatz engagiert. Nun ist sie nach 46 Jahren aus dem Presbyterium verabschiedet worden.
„Ich habe schon mit 15 Jahren einen Mädchenkreis geleitet“, erinnert sich die heute 77-Jährige und lacht. Damals entstanden Freundschaften, die teilweise bis heute gehalten haben. „Genau darum geht es doch in einer Gemeinde, um die Begegnung mit anderen Menschen und den Austausch mit ihnen.“
Geprägt hat sie in ihrer Jugend auch die Junge Gemeinde Barmen-Gemarke, die damals von Johannes Rau mitgegründet wurde. Der spätere Bundespräsident war Mitglied der Gemeinde und dort auch während seiner Zeit als Oberbürgermeister von Wuppertal, Wissenschaftsminister und NRW-Ministerpräsident regelmäßig präsent. Rund 200 Jugendliche trafen sich in den 50er und 60er Jahren ohne theologische Leitung in der damals noch Reformierten Gemeinde Barmen-Gemarke einmal im Monat. „Das war eine tolle Zeit“, blickt Sigrid Runkel zurück.
1976 erstmals ins Presbyterium gewählt
Aus einem Jungenkreis und Mädchen aus anderen Kreisen wurde später ein Gesprächskreis für Erwachsene - „wir haben den Namen dem Alter entsprechend immer wieder angepasst“ – und 1976 wurde Sigrid Runkel dann erstmals ins Presbyterium gewählt. Dort blieb sie mit einer kurzen Unterbrechung von eineinhalb Jahren bis heute aktiv.
Besonders am Herzen lag ihr dabei immer die diakonische Arbeit. Seit 1983 hat sie den Diakonieausschuss der Gemeinde geleitet. „Die Menschen zu besuchen und ihnen in ihrer jeweiligen Situation zu helfen, das war mir immer wichtig. Unabhängig davon, ob es Menschen mit wenig oder ganz viel Geld waren. Alle brauchen Kontakte und Mitmenschen, die sich um sie kümmern “, sagt Runkel.
Enge Verbundenheit mit der Kultusgemeinde
Ein weiterer Meilenstein war für sie der Bau der Bergischen Synagoge in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem Gemeinde-Grundstück. „Da war ich von Anfang an dabei“, sagt die gelernte Bauzeichnerin, die viele Jahre lang den Bauausschuss der Gemeinde geleitet hat. Der Jüdischen Kultusgemeinde fühlt sie sich sehr eng verbunden und besucht regelmäßig die Sabbat-Gottesdienste dort.
2021 hat die Jüdische Kultusgemeinde Sigrid Runkel die Goldene Menorah überreicht. Jedes Jahr ehrt sie damit Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften, die sich in besonderem Maße für die Synagoge, die Gemeinde oder den interreligiösen Dialog eingesetzt haben.
„Wir müssen sehr achtsam sein mit unseren jüdischen Geschwistern und ihnen zur Seite stehen“, mahnt Sigrid Runkel. „Ich habe Angst, dass die Stimmung in der Gesellschaft kippt“. Umso wichtiger ist für sie das Engagement für die Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry, die sich dazu verpflichtet, sich für Frieden und Versöhnung einzusetzen. Die Gemeinde Gemarke-Wupperfeld ist die einzige Wuppertaler Gemeinde, die zur weltweiten Nagelkreuzgemeinschaft gehört.
Engagement für die Nagelkreuzgemeinschaft
In den vielen Jahren, die sie ihre Gemeinde begleitet hat, gab es auch schmerzhafte Abschiede und Veränderungen, wie 1984 die Vereinigung der zuvor eigenständigen Reformierten und Lutherischen Gemeinden sowie 2008 die Fusion von Gemarke, Heidt und Wupperfeld, später der Abschied von der Hatzfelder Kirche, der Alten Kirche Wupperfeld und ganz aktuell die Aufgabe des Luther-Ensembles, die bald ansteht.
Verbittert ist Sigrid Runkel dennoch nicht: „Ich habe viele Pfarrerinnen und Pfarrer kommen und gehen sehen und es gab viele gravierende und sehr schmerzliche Einschnitte. Aber eine Gemeinde, die nicht mit der Zeit geht und sich nicht auf die gesellschaftliche Entwicklung einstellt, stirbt aus.“ Früher sei nicht alles besser gewesen, ist Sigrid Runkel überzeugt.
Zeit für die Menschen
So ganz wird sich die heute 77-Jährige nicht aus der Gemeinde zurückziehen, weiterhin wird sie bei Bedarf beratend unterstützen und natürlich bleibt die Gemeinde weiterhin ein wichtiger Lebensmittelpunkt für Sigrid Runkel.
Für die Zukunft wünscht sie „ihrer“ Gemeinde: „Weiterhin die Zeit und Möglichkeit, sich um die Menschen zu kümmern. Denn ohne diese Kontakte existiert Gemeinde nicht mehr.“