Interview mit Sportvorstand Achim Weber "WSV nicht im Niemandsland"
Wie stellt sich der Fußball-Oberligist Wuppertaler SV für die kommende Saison auf? Sportvorstand Achim Weber nimmt im Interview mit Rundschau-Redakter Jörn Koldehoff Stellung.
Der WSV hat in einer Pressemitteilung erklärt, in der kommenden Saison trotz der Etatkürzung ganz oben mitspielen zu wollen. Trainer Stefan Vollmerhausen hatte noch am vergangenen Freitag gesagt, zunächst noch etwas abwarten zu wollen, ehe er sich äußert. Warum nun der überraschende Vorstoß?
Achim Weber: Ich weiß es nicht. Ich halte es immer so, dass man erst das Budget plant, dann den Kader und ihn anschließend zusammenstellt. Nach einigen Spielen kann man dann mehr dazu sagen. Alles andere ist der zweite vor dem ersten Schritt. Ich habe wegen meines Urlaubs an der Verwaltungsratssitzung nicht teilgenommen. Das Ziel ist jedenfalls sehr ambitioniert.
Sie stehen also nicht dahinter?
Achim Weber: Ich will mithelfen, den Übergang zu schaffen. Ich habe keine Lust, um die Goldene Ananas zu spielen. Aber es gibt natürlich starke Konkurrenz: Uerdingen ist als Regionalliga-Absteiger der Topfavorit. Bocholt rüstet auf und ist uns wirtschaftlich voraus, das haben wir bei Vertragsgesprächen gemerkt, Ratingen auch. Und Hiesfeld muss man ebenso immer auf dem Zettel haben wie ein Überraschungsteam.
Wann werden die ersten Neuzugänge verkündet?
Achim Weber: Vielleicht in ein, zwei Wochen. Wir haben da einige interessante Kontakte. Wir suchen einen zweiten Torwart neben Joshua Mroß, einen Innenverteidiger, ansonsten wird das Hauptaugenmerk auf dem Offensivbereich liegen. Der Kader soll 25 Spieler umfassen, daraus ergeben sich sieben oder acht Neuzugänge. Wobei wir noch mit Spielern aus der U 19 sprechen, bei denen die Zeichen schon auf Abschied standen. Aber wir müssen der Kader auch nicht zum Trainingsauftakt voll haben. Viele Spieler orientieren derzeit noch höherklassig. Finden sie keinen Verein, ergeben sich Möglichkeiten. Zum Training können wir auch Spieler aus der neuen U 19 bitten.
Werden künftig auch die Verträge der Spieler offengelegt?
Achim Weber: Nein, ich war noch nie Freund davon, Vertragsdetails bekannt zu geben. Man kann es mit der Transparenz auch übertreiben. Da müssen wir die Spieler schützen.
Sie werden den WSV Ende des Jahres verlassen. Mit einem lachenden oder weinenden Auge?
Achim Weber: Für mich ist der Verein eine emotionale Angelegenheit, kein Projekt. Natürlich ist ein Fußballclub auch eine Art Wirtschaftsunternehmen, aber eben mit der Variablen Emotion. Man muss die Menschen mitnehmen, das geht nicht nur mit Rationalität. Ich habe meinen Hauptjob und werde vom Fußball erst einmal Abstand nehmen. Der Zeitaufwand in den vergangenen zwei Jahren war sehr groß, um den WSV auf eine vernünftige Basis zu bringen. Vieles davon ist ja ganz bewusst nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Es war und ist viel Herzblut dabei.
Wie viele Dauerkarten wird der WSV diesmal absetzen? Zuletzt waren es 1.000.
Achim Weber: Finanzvorstand Lothar Stücker hat richtigerweise gesagt, dass man damit nicht rechnen kann. Im Etat ist zunächst einmal die Hälfte angesetzt. Vieles hängt davon ab, wie sich in der Sommerpause die Stimmung rund um den Verein entwickelt, ob es gelingt, Sponsoren zu überzeugen — und natürlich wie die Mannschaft in die Saison kommt. Wenn diese Faktoren positiv sind, ist vieles möglich. Ich bin sicher, dass der WSV nicht im Niemandsland verschwindet.