Fußball-Regionaliga Der WSV hat den Marathonlauf begonnen
Wuppertal · Björn Mehnert war bester Laune. „Ich freue mich, endlich wieder loslegen zu können. Der Akku ist wieder aufgeladen, aber das geht bei mir auch schnell“, schmunzelte der Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV vor dem Trainingsauftakt am Freitagmittag (17. Juni 2022) auf der Oberbergischen Straße.
Bis auf Ersatzkeeper Franz Langhoff konnte der 45-Jährige alle Neuzugänge und seinen neuen Assistenten Andy Steinmann bei strahlendem Sonnenschein begrüßen.
Nach der Verpflichtung von Lewin D’Hone (TSG Sprockhövel) und der Vertragsverlängerung von Kingsley Sarpei sind noch drei Positionen im 26er Kader offen. An diesem Wochenende soll sich entscheiden, ob Linksverteidiger Niklas Heidemann, der sich eine berufliche Zukunft aufbaut, bleibt oder geht – und in letzterem Fall dann gehandelt werden muss. Im Sturm laufen die Verhandlungen mit Akteuren, die offensiv andere Spielertypen sind als Marco Königs und Roman Prokoph. (Bilder:)
Und dann ist da noch die Innenverteidigung. Hier ist der WSV mit Lions Schweers, Kevin Pytlik, Noah Salau und Durim Berisha eigentlich gut aufgestellt. Das Problem: Schweers ist nach seiner Verletzung gerade erst wieder ins Lauftraining eingestiegen. Berisha ist noch zwei Meisterschaftsspiele gesperrt, Pytlik nach der roten Karte im Pokalendspiel gar acht Ligapartien und ein Pokalspiel. Die Gefahr, dass dadurch gleich zum Start wichtige Punkte verschwinden, will der WSV nicht eingehen.
Die Frage des Nachfolgers von Kapitän Felix Backszat (pausiert) will Mehnert erst in den kommenden Wochen klären. „Erst einmal geht es darum, schnell zu einer Einheit zu werden“, so der WSV-Coach Kandidaten gibt es indes genug. Den bisherigen Stellvertreter Kevin Rodrigues Pires etwa, aus dem Mannschaftsrat Sebastian Patzler, Marco Königs, Roman Prokoph und Lions Schweers. Oder die erfahrenen Neuzugänge Marco Stiepermann und Bastian Müller. Im vergangenen Sommer hatte Mehnert mit Backszat eine Neuverpflichtung mit der Aufgabe betraut.
Man wolle sich in der kommenden Saison nicht verschlechtern, hat WSV-Sportchef Stephan Küsters als Ziel ausgegeben. Also mindestens Platz drei und 78 Punkte? „Die Punktzahl müsste man ja runterbrechen, die Liga ist ja jetzt kleiner“, lacht Mehnert. „Wir wollen unsere Art, Fußball zu spielen, weiterentwickeln, die Mannschaft und jeden Einzelnen weiterbringen. Natürlich wäre es vermessen, einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel auszugeben, wenn man Dritter war und mindestens 13 von 16 Stammspielern gehalten hat. Das wäre realitätsfern. Es wird aber nicht einfacher.“
Aus gutem Grund. „Essen ist zwar aufgestiegen, aber RWO macht gute Transfers, auch Fortuna Köln im Rahmen des Umbruchs. Münster hat seinen Kern gehalten, Rödinghausen holt ebenfalls gute Leute. Und wahrscheinlich kommen noch eine U-Mannschaft und ein Überraschungsteam hinzu. Wir wollen in der Spitzengruppe mitmischen, diesmal möglichst länger“, formuliert Mehnert. „Eine Saison ist ein Marathonlauf, kein Sprint. Man kann nicht alles planen, muss von Verletzungen und Sperren größtenteils verschont bleiben und braucht das Matchglück. Was machbar ist, wollen wir in den kommenden fünf Wochen akribisch erarbeiten.“
Helfen soll dabei der neue Co-Trainer Andy Steinmann. „Stephan Küsters, Gaetano Manno und ich sind überzeugt, dass Andy nicht nur mich unterstützt, sondern auch uns als Verein weiterbringt. Wir hatten gute Kandidaten, mehr als eine Handvoll. Andy ist kompetent, war Assistent von Alfred Nijhuis, hat die A-Lizenz und war selber schon Chef in der Regionalliga.“ Steinmann soll mit Co-Trainer Samir El Hajjaj unter anderem das Training leiten, wenn Mehnert am UEFA-Pro-Lizenz-Lehrgang des DFB teilnimmt.
Während der WSV am Sonntag (19. Juni) beim Wuppertaler Schwebebahn-Lauf startet, geht es im ersten Testspiel am 25. Juni (13 Uhr, Stadion am Zoo) mit dem VfL Bochum gleich gegen einen Bundesligisten. Sehr zur Freude von Mehnert: „Das passt vom Zeitpunkt, wir haben dann ja schon eine Woche trainiert. Die Beine sind dann vielleicht nicht die frischesten, aber die Motivation gegen einen Erstligisten ist hoch. Außerdem muss man die Chance, so ein Spiel bestreiten zu dürfen, zumal wenn es so ein familiärer und sympathischer Club ist. Ich hoffe, dass einige Fans kommen.“