Fußball-Regionalliga WSV-Chef Eichner: "Die Liga muss gehalten werden"
Wuppertal · Alexander Eichner ist wieder Vorstandssprecher des finanziell in Turbulenzen geratenen Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV — wie schon von März 2015 bis Oktober 2016. Vor dem Auswärtsspiel am Samstag (9. März 2019) bei Alemannia Aachen sprach der Unternehmer mit Rundschau-Redakteur Jörn Koldehoff.
Rundschau: Herr Eichner, wie kam es zu Ihrer Rückkehr?
Eichner: Über die Initiative "Aktive Gegengerade", die gerne ein paar Infos haben wollte. Wir hatten immer mal wieder Kontakt. Und der hat sich intensiviert, als die Finanzprobleme des WSV bekannt wurden. Die Mitglieder des verbliebenen Verwaltungsrates und der "Aktiven Gegengerade" haben sich dann bekanntermaßen zusammengesetzt. Frank Niederhoff (Verwaltungsrat, Anm. der Red.) hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir ein Engagement vorstellen kann. Es ging ja auch darum, die Gremien wieder handlungsfähig zu machen.
Rundschau: Sie haben zugesagt.
Eichner: Ja, unter der Voraussetzung, dass das zunächst bis zum 8. April befristet ist. Außerdem müssen wir uns schnell einen Überblick über die Lage verschaffen. Deshalb habe ich dann Melanie Drees (Steuerberaterin aus Wuppertal, Anm. der Redaktion) gefragt, ob sie als Finanzvorstand einspringen könnte. Sie hat sofort ja gesagt und legt momentan Nachtschichten ein. 2013 stand der WSV quasi auf Null, auf einer Skala von 0 bis 100 aktuell auf minus 30. Wir haben zwar jetzt weniger Schulden, aber die lassen sich eben nicht wie damals mit einer einzelnen Aktion abbauen. Hinzu kommen neue organisatorische Herausforderungen und einige dringende Baustellen, die wir schnellstens lösen müssen. Der Verein hat in den vergangenen zwei Monaten keine gute Figur gemacht. Wir müssen die Sponsorenlandschaft komplett neu für uns gewinnen. Auf einen Vertrauensvorschuss können wir diesmal nicht setzen. Das macht die Angelegenheit schwieriger.
Rundschau: Was heißt das konkret?
Eichner: Die Wirtschaft im Bergischen Land ist mittelständisch geprägt und hat ein klares Wertesystem. Es basiert auf Fleiß, Seriosität, Verlässlichkeit und Solidität. Genau das muss man bringen, um das Vertrauen zu gewinnen. Viele wurden vor den Kopf gestoßen. Das gilt natürlich auch für die Fan-Landschaft. 1.500 kommen immer. Viele andere sind weg. Es muss sehr viel knochenharte Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Rundschau: Können Sie sich vorstellen, über den 8. April hinaus im Amt zu bleiben?
Eichner: Es ist momentan zu früh, das zu sagen. Wenn eine andere Gruppe kommt, die einen guten Plan für den Verein hat, werde ich den Platz sicher nicht besetzen. Wer immer etwas machen möchte, hat dazu am 8. April die Gelegenheit, die Mitgliederversammlung zu überzeugen.
Rundschau: Wie haben Sie die Zeit seit Ihrem Abschied erlebt?
Eichner: Eigentlich habe ich gar nicht so richtig das Gefühl "zurück" zu kommen. Ich habe versucht, Abstand zu bekommen, aber das ist nicht wirklich gelungen. Seit meinem Ausscheiden war ich wöchentlich mit dem Verein irgendwie beschäftigt. Viele Rot-Blaue haben den Kontakt zu mir festgehalten und das Gespräch gesucht. Immer, wenn ich in der Stadt war, gab es Treffen mit unterschiedlichsten Gruppen und Menschen.
Rundschau: Ist die laufende Saison gesichert?
Eichner: Stand jetzt ja! Die Planung für die kommende Spielzeit müssen wir ganz neu aufstellen. Ziel ist es, auf der Jahreshauptversammlung am 8. April konkrete Zahlen vorzulegen. Wir arbeiten momentan an verschiedenen Szenarien. Ich denke, dass wir auf der Hauptversammlung zwei Szenarien vorstellen können. Was dann möglich ist, muss man sehen. Das wird dann auch die Hauptversammlung entscheiden, welcher Weg gegangen werden soll. Zurzeit überprüfen wir aber noch den tatsächlichen Status, um dann passende Lösungen entwickeln zu können.
Rundschau: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Sportdirektor Manuel Bölstler bezeichnen?
Eichner: Als ganz normal, professionell, konstruktiv. Wir haben am Sonntagabend zusammengesessen und vieles besprochen. Manuel hat einen Vertrag. Und er hat nicht gesagt, dass er ihn vorzeitig beenden möchte.
Rundschau: Und zu Maria Nitzsche, an der sich die Diskussion entzündet hatte?
Eichner: Wir, Melanie Drees und ich, kannten Maria ja noch nicht, haben uns aber in den paar Tagen schon gut kennen gelernt. Die Intensität der Zusammenarbeit hat uns drei schnell zusammengebracht. Wir sind ja sehr spontan und ohne wirkliche Vorbereitung und Übergabe in diese Situation hineingesprungen.
Rundschau: Wie lauten Ihre Pläne bis zum 8. April?
Eichner: Wir müssen an Stabilität gewinnen. Oberste Priorität hat, dass die Finanzierung stimmt. Grundsätzlich können wir uns fast alles leisten, aber für jeden Fall muss eine eigene Finanzierungslösung aufgestellt werden. Die Verpflichtung eines Spielers vom Kaliber eines Gaetano Manno war eigentlich nicht möglich, aber durch individuelle Lösungen hat es geklappt. Wir lassen die Unruhe hinter uns und fokussieren bis zum 8. April, um wieder eine vernünftige und konstruktive Arbeitssituation zu schaffen. Alle müssen jetzt ihren Job machen, eigene Befindlichkeiten zurücklassen. Wie es weitergeht, darüber stimmt dann die Jahreshauptversammlung ab. Es war 2013 das Ziel der Gründungsväter von "WSV 2.0", dass die Mitglieder den Kurs bestimmen. Wir müssen wieder in die Spur zurück. In das Wertesystem der "2.0". Und natürlich hoffe ich, dass die Mannschaft aus den nächsten schweren Spielen gut rauskommt. Die Liga muss gehalten werden, denn auch das wird die möglichen Szenarien massiv beeinflussen.