Nettersheim und der Bonsai

Es hatte ein klein bisschen etwas von einem großen Saisonfinale. Zwei Dutzend Fans hatten sich nach dem Abpfiff im Stadion am Zoo vor der Presstribüne versammelt. Während der Fußball-Oberligist Wuppertaler SV die Partie gegen VdS Nievenheim mit 4:0 gewonnen hatte, lief das Duell des Tabellenführers Spielvereinigung Velbert beim SC Kapellen-Erft noch.

Die Teamkameraden beglückwünschen Nils Nettersheim (2.v.li.) zum 2:0.

Foto: Jochen Classen

Der FuPa-Liveticker brachte dann wenige Minuten später die Nachricht: Dort endete das Match mit einem 3:3-Unentschieden. Und so zogen die WSV-Fans mehrheitlich zufrieden nach Hause.

In Euphorie mochte Sportvorstand Achim Weber nicht verfallen: "Vor dem Nachholspiel in Duisburg war klar, dass ein Sieg ein großer Schritt nach vorne gewesen wäre. Insofern war das Unentschieden ein Schuss weit enttäuschend, auch wenn der MSV die spielerisch beste Mannschaft der Liga ist. Nach unserem 4:0 und dem Velberter Remis wachsen die Bäume jetzt nicht gleich in den Himmel. Wir sind damit, alles auf einem gesunden Mittelweg einzuschätzen, bisher gut gefahren."

Den Erfolg gegen Nievenheim analysierte Weber so: "Nachdem Nievenheim in der vergangenen Woche sieben Tore kassiert hatte, will man arroganterweise natürlich acht sehen. Aber man darf nicht vergessen, dass da elf Spieler sind, die ihren Stolz haben und es besser machen wollen. Der VdS hat intensiv gegen den Ball gearbeitet. Wir mussten die 5er und 4er Kette erst einmal überwinden. Wenn der Linienrichter etwas mehr im Regelwerk zu Hause gewesen wäre, hätten wir schon vor der Pause drei oder vier gute Aktionen mehr gehabt. Nach dem Wechsel hat die Mannschaft wesentlich konzentrierter agiert.

Ein Sonderlob verteilte er an den zweifachen Torschützen Nils Nettersheim: "Nils macht es jetzt gut. Er ist ein Kerl wie ein Baum, der früher aber ein Zweikampfverhalten wie ein Bonsai hatte. Nun hat er erkannt, dass er Wucht hat, wenn er seinen Körper richtig einsetzt. Ein Erfolgserlebnis wie in Hönnepel gibt ihm Selbstvertrauen. Er tut uns gut."

Dass nun erneut eine Pause bevorsteht (das nächste Spiel findet erst am 5. Mai in Oberhausen statt), nimmt Weber gelassen: "Auch die Partie in Bocholt wurde ja verlegt. Vielleicht ist es unser Rhythmus, nicht im Rhythmus zu sein. Trotzdem fahren wir ins Niederrheinstadion, um möglichst drei Punkte mitzunehmen. Die Mannschaft weiß, was von ihr erwartet wird, und setzt es zurzeit gut um."

Und wer hat das schwierigere Restprogramm? "Es macht nur Sinn, auf unseres zu gucken. Alles andere können wir nicht beeinflussen. In Oberhausen, in Ratingen, in Bocholt — das ist alles nicht einfach. Wer glaubt, dass die Heimspiele gegen Essen, Hilden und Bösinghoven Spaziergänge werden, wird sich wundern. Trotzdem sind wir auf dem richtigen Weg. Wir spielen nicht immer überragenden filigranen Champagner-Fußball, aber sehr konzentriert." Für den diesmal "nur" 1.506 Karten verkauft wurden, erneut 100 weniger als zuletzt. Weber: "Es liegt an uns, im Saison-Endspurt für höhere zu sorgen!" Schon in Oberhausen.

Das Restprogramm:
WSV (61 Punkte, 61:25, plus 35): RW Oberhausen U 23 (A), SW Essen (H), Ratingen (A), Hilden (H), Bocholt (A), Bösinghoven (H)
Velbert (65 Punkte, 82:31, plus 51): Hiesfeld (H), Baumberg (A), TuRU Düsseldorf (H), MSV Duisburg U 23 (A), Krefeld-Fischeln (H), Hönnepel-Niedermörmter (A)